Ratgeber

Wie fair sind Rabatte?

Foto: Eine Schaufensterscheibe mit zahlreichen roten Rabattschildern

Sparen ist eine großartige Sache. Rabatte geben uns beim Einkaufen das gute Gefühl, dem eigentlichen Preis ein Schnippchen zu schlagen. Doch wie viel Schein steckt hinter dem Rabattsystem? Behalten Sie nach jeder beworbenen Preissenkung tatsächlich mehr im Geldbeutel zurück oder sind Rabatte nur ein Marketinginstrument, bei dem Sie auf Schnäppchenjagd am Ende draufzahlen?

Rabatte wirken auf das Belohnungssystem im Gehirn

Auf der Schnäppchenjagd sind die gleichen Bereiche im Gehirn aktiv, die bei Süchtigen durch Drogenkonsum aktiviert werden. Gleichzeitig werden jene Areale heruntergefahren, die für das logische, abwägende Denken zuständig sind. Während eines Kaufrauschs ist die Vernunft also zeitweise außer Kraft gesetzt. Die Folge sind oft Spontankäufe, die wir hinterher entweder nicht mehr rational nachvollziehen können oder gar bereuen. Der Klassiker: Kleidung, die ungetragen jahrelang im Kleiderschrank verbleibt, um irgendwann stillschweigend in der Altkleidersammlung zu verschwinden.

Foto: Eine Person mit Einkaufswagen in einem Supermarktgang. Die Regale an den Seiten sind verwackelt, so dass der Eindruck hoher Geschwindigkeit entsteht.

Rote Tücher für den Stier – rote Schilder fürs Gehirn

Der Handel macht sich die menschliche Neurologie zunutze. Das beginnt bereits beim roten Schild im Supermarkt. Die Erfahrung programmiert uns darauf, hier einen vergünstigten Preis zu erkennen und wir greifen mit höherer Wahrscheinlichkeit zu einem solchen Produkt – selbst, wenn beim genauen Hinlesen kein Rabatt, sondern eine Empfehlung der Woche deklariert wird. Das günstiger ausgepreiste Produkt daneben nehmen wir häufig nicht einmal wahr, da das Hirn bereits im Kaufrausch-Modus ist und nicht kritisch überprüft.

Zeichnung: Ein Stier und ein Torrero, der ein rotes Tuch schwingt vor sandfarbenem Hintergrund. Das Bild ist stark verschwommen und verwischt.

Rabattmethoden: Wo ist die Grenze zur Verbrauchertäuschung?

Nicht jeder Rabatt, der als solcher angepriesen wird, stellt sich als ein echter Preisnachlass heraus. Rabatte wirken. Daher werden sie zu Werbezwecken teilweise künstlich erschaffen. Langfristige Preis-Studien rund um Rabattaktionen ergaben, dass populäre Rabatttage zwar einen stark gesteigerten Absatz für den Handel, jedoch weniger einen lohnenden Preisnachlass für Verbrauchende bieten.

Foto: Ein Handschlag zwischen einem Arm im Nadelstreifenhemd und einem teuflisch roten mit schwarzen langen Fingernägeln

Mondpreis, Streichpreis und Statt-Preis

Einige Hersteller setzen die unverbindliche Preisempfehlung (UVP) extrem hoch an, um den Händlern von vornherein einen großen Spielraum zur Unterbietung zu geben. Im Handel finden sich dann durchgestrichene UVP-Preise, die so nie gefordert wurden. Dennoch wird das befriedigende Gefühl einer Rabattierung beim Käufer ausgelöst. Gerade bei schnell alternder Ware, wie Elektronik, führen spontane Kaufentscheidungen durch suggerierte Rabatte mit veralteten Preisempfehlungen zu eher überdurchschnittlichen Preisen. Diese überhöhten Mondpreise stehen oft als durchgestrichene Werte, also als Streichpreise oder Statt-Preise, hinter dem aktuell geforderten Preis.

Foto: Auf grobem Leinen liegt ein Preisschild unter einer Rechenmaschine. Ein hoher Preis ist rot durchgestrichen eine Hand zeichnet mit rotem Fineliner einen stark rabattierten Sonderpreis nach.

In einigen Geschäften, wo das Feilschen vom Kunden erwartet wird, wie bei Gebrauchtwagen oder im Antiquitätenläden, finden sich hingegen nur die Mondpreise ohne offiziellen Streichpreis. Der psychologische Effekt, der den Kaufrausch auslöst, wird hier beim Kunden durch sein vermeintliches Verhandlungsgeschick hervorgerufen.

Streichpreise können zwar dem Verbraucher eine Ersparnis vortäuschen, die nicht gegeben sein muss, dennoch ist Mondpreiswerbung kein Straftatbestand. Der Streichpreis ist insofern keine unwahre Angabe, da er gar nicht gefordert wird, urteilte der Bundesgerichtshof.

Das Lockvogelangebot

Das Lockvogelangebot erfüllt laut Gericht den Straftatbestand des unlauteren Wettbewerbs. Bei diesem Angebot werden Waren im Gegensatz zum sonstigen Rabattgebaren von vornherein unglaublich günstig angeboten, sind jedoch in nicht angemessener Menge verfügbar. Der Kunde geht in diesem Fall mit Kaufabsicht ins Geschäft und im Gehirn wird bereits die Erwartungshaltung an das Belohnungssystem gesendet. Ist das angepriesene Produkt nicht verfügbar, entscheiden sich die angelockten Kunden häufig für den Kauf alternativer Produkte zu höheren Preisen. Lockangebote können auch bestehen, wenn diese zwar offiziell auf Lager sind, Kunden durch Berater aber gezielt auf teurere Produkte gelenkt werden.

Foto: Einige leere Regale in einem sonst normal befüllten Geschäft.

Stetig wechselnde Dauerrabatte

Die Annahme, Qualität hätte ihren Preis, ist fest in den Köpfen vieler Verbraucher verankert. Einige Produkte suggerieren mit einem hohen Einstiegspreis eine besondere Wertigkeit. Der veranschlagte Preis wird jedoch nur an wenigen Tagen im Jahr oder nur von wenigen Anbietern des Produkts tatsächlich verlangt. Stattdessen begleiten einige Produkte fast ganzjährig die unterschiedlichsten Rabattaktionen als ständiges Werbemittel. Die Rabatthöhen wechseln dabei monatlich, wöchentlich oder täglich – und gern auch der scheinbare Ausgangspreis. Wer bei diesen undurchsichtigen Preiswechseln wirklich ein Schnäppchen machen möchte, sollte die Entwicklungen über längere Zeit im Auge behalten und nicht bei der ersten hohen Prozentzahl zuschlagen. Denn 35 % Rabatt auf einen 30 % höheren Ursprungspreis sind eben weniger Ersparnis als 10 % auf einen 25% niedrigeren Verkaufspreis. Klingt kompliziert? Ist es auch.

Foto: Eine Tafel mit komplizierten Kurven, Pfeilen und Summen darauf.

Vergleichen, warten, zuschlagen

… und sich am Ende doch ärgern. Selbst clevere Käufer, die den Marktpreis lange Zeit beobachten und im scheinbar richtigen Augenblick zuschlagen, stellen manchmal nach dem Kauf fest, dass das so hart erjagte Schnäppchen nun noch günstiger zu haben ist. Das ist enttäuschend. Wer online kauft, kann innerhalb der gesetzlichen Widerrufsfrist von 14 Tagen immerhin die Ware zurückgeben und für den nun günstigeren Preis neu bestellen. Bei einigen Unternehmen reicht auch die Ankündigung dieses Vorhabens oder der Verweis auf den günstigeren Preis aus, um eine Erstattung der Differenz zum neuen Kaufpreis zu erhalten.

Foto: Ein Laufband in einer Fabrik, auf dem einige Pakete liegen.

Tipp:
Bei Anbietern mit Dauerrabatten, die stets in der Höhe wechseln, auch während der Widerrufsfrist noch den Preis im Blick behalten und gegebenenfalls eine Überzahlung geltend machen.

Beachten Sie:
Waren, die als Hygieneartikel verkauft werden oder bei denen eine Aufbereitung wirtschaftlich oder ökologisch nicht sinnvoll ist, werden nach einer Rückgabe in der Regel vernichtet. Zudem fallen bei jeglichen Arten von Warensendung, Rücksendung und Neusendung zusätzliche Transporte an. Diese Umweltaspekte sollten generell vor Spontankäufen und insbesondere bei Retouren aus Preisgründen bedacht werden.

Transparente Preisgestaltung

Stetig wechselnde Angebotspreise und Rabatthöhen verlangen den Kaufenden einiges an Aufmerksamkeit ab. Wer die Preise nicht über lange Zeit verfolgt und vergleicht, fällt schnell auf Rabattfallen herein. Doch auch langfristige Marktbeobachtungen zeigen: Für den Verbraucher vorteilhafte Rabattaktionen sind eher die Ausnahme.

Faire Preise vor Rabatte

Eine faire Preisstruktur zu jeder Zeit ersparen manchen Rabatt. Ausgewählte Rabattaktionen, die sowohl langfristige Kundschaftsbeziehungen berücksichten oder auch auf neue Produkte aufmerksam machen, können durchaus seriös sein. Es ist wie bei allen Dingen im Leben: Lassen Sie sich nicht vom schönen Schein blenden und sehen Sie doch lieber zweimal hin.

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