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Fatigue: ein rätselhaftes Erschöpfungssyndrom

Symbolfoto Fatigue Syndrom: Die dunkle Silhouette einer Person steht vor einer aufgeklappten Jalousie. Sie fasst sich an den leicht nach vorne gebeugten Kopf.

Als Fatigue wird starke Erschöpfung und Antriebslosigkeit bezeichnet, die in keinem Verhältnis zu vorherigen Anstrengungen steht. Oft ist Fatigue die Folge oder Begleiterscheinung einer anderen Erkrankung – wie zum Beispiel Krebs, Multipler Sklerose oder Parkinson. Auch Genesene von Viruserkrankungen, wie durch das Coronavirus (SARS-CoV-2 / COVID-19) verursachte, scheinen häufig an diesem Syndrom zu erkranken. Betroffene berichten von einer derart starken Abgeschlagenheit, dass es ihnen kaum möglich ist, den Alltag zu bewältigen.

In seiner Symptomatik sehr ähnlich, ist das Chronic Fatigue-Syndrom, kurz CFS. In der Medizin wird das Chronische Erschöpfungs-Syndrom CFS von der akuten Fatigue, zum Beispiel als Folgesyndrom einer vorausgehenden Erkrankung, häufig abgegrenzt. Im Gegensatz zum „einfachen“ Fatigue-Syndrom ist das CFS international als eigenständiges Krankheitsbild anerkannt. Deshalb gibt es für CFS einen eigenen Klassifizierungscode nach ICD-10 der WHO. CFS wird aus diesem Grund auch als Fatigue-Syndrom-ICD-10 oder als ICD-10-Erschöpfungssyndrom benannt. Es wird von vielen Menschen auch als Myalgische Enzephalomyelitis (ME) bezeichnet – die Bezeichnung ME/CFS ist deshalb ebenso geläufig.

Gut zu wissen: Als Syndrom wird in der Medizin und Psychologie die Kombination verschiedener gemeinsam auftretender Symptome bezeichnet. Ein Symptom ist ein Anzeichen einer Krankheit.

Fatigue und ME/CFS äußern sich sehr ähnlich

Ob Fatigue-Syndrom oder ME/CFS, beide Erschöpfungssyndrome äußern sich fast gleich. Unterhaltungen zu folgen, ist für Betroffene ebenso anstrengend, wie die einfachsten Dinge im Haushalt zu verrichten. Selbst ein Buch zu lesen, ist für die meisten nicht oder nur sehr eingeschränkt möglich. Man spricht von körperlicher, geistiger und kognitiver Fatigue. In der Regel reichen die täglichen Kraftreserven nur für wenige Aktivitäten aus, bevor der Körper nach Ruhe verlangt. Doch selbst das Schlafen wird nicht oder kaum mehr als erholsam empfunden. Das alles führt unweigerlich zu einer zusätzlichen psychischen Belastung.

Foto: Die Tankanzeige eines Autos zeigt an, dass der Tank leer ist und die Geschwindigkeitsanzeige bei Null steht.

In welchem Zusammenhang stehen Fatigue-Syndrom und ME/CFS?

Genau genommen handelt es sich beim „einfachen“ Fatigue-Syndrom und dem Chronischen Erschöpfungs-Syndrom (CFS) beziehungsweise der Myalgischen Enzephalomyelitis (ME) um mindestens zwei verschiedene Erschöpfungssyndrome. Während vereinzelt sogar zwischen CFS und ME unterschieden wird, sehen manche Experten alle Erschöpfungssyndrome als Teil eines großen Ganzen. Da die Ursachen meist unbekannt oder zumindest nicht eindeutig zu identifizieren sind, lässt sich ein Zusammenhang der Erschöpfungssyndrome zumindest nicht ausschließen. Viele Mediziner sehen das „einfache“ Fatigue-Syndrom sogar als Vorstufe und sprechen ab einer Krankheitsdauer von über sechs Monaten von ME/CFS.

Gut zu wissen: Stellen Sie nach einer Viruserkrankung, wie etwa Corona oder nach einer Infektion mit dem Eppstein-Barr-Virus, Erschöpfungssymptome an sich fest, nehmen Sie die Signale Ihres Körpers ernst. Versuchen Sie nicht auf Krampf Ihren Alltag wie vor der Erkrankung zu bewältigen. Noch fataler kann es sein, gegen den eigenen Körper zu trainieren und einen Leistungsabfall auf fehlendes Training während der Erkrankung zu schieben. Bei länger anhaltenden Beschwerden setzen Sie sich mit geschultem medizinischen Personal in Verbindung und informieren Sie sich gegebenenfalls über Erschöpfungssymptomatiken, Leistungstraining und Pacing.

Fatigue als Folge einer Erkrankung oder Behandlung

Vieles ist nach wie vor unklar, anhand von Beobachtungen lässt sich aber zumindest sagen, dass das Fatigue-Syndrom oftmals im Zuge einer anderen Erkrankung auftritt, also als postvirales Syndrom. Entweder als Begleiterscheinung einer chronischen Krankheit, als Begleiterscheinung einer Behandlung – wie etwa einer Chemotherapie – oder als Folge einer vorausgegangenen Erkrankung. So bekommen circa 43–60 % aller Parkinson-Erkrankten, 50 % aller Patienten mit Multipler Sklerose (MS) und schätzungsweise 90 % aller Krebs-Patienten irgendwann im Laufe ihrer Erkrankung oder danach das Erschöpfungssyndrom.

Foto: Ein Körper liegt in einem Krankenhausbett; am Zeigefinger hängt ein Clipsensor.

Krebs

Im Zusammenhang mit einer Krebserkrankung ist Fatigue am besten untersucht. Teilweise lässt sich sogar die Ursache ermitteln, zum Beispiel, wenn ein Krebspatient Blutarmut (Anämie) hat oder im Zuge seiner Behandlung eine Strahlen- oder Chemotherapie bekommt. Ist die Ursache bekannt, lässt sich die Fatigue mitunter behandeln. Doch selbst wenn klar ist, dass die akute Erschöpfung mit einer Krebserkrankung zusammenhängt, lässt sich der Auslöser im Einzelfall nicht immer genau bestimmen. Dass eine Krebserkrankung auch eine massive psychische Belastung ist, macht die Spurensuche nicht einfacher. Bei rund 20–50 % der Krebspatienten wird die Fatigue chronisch.

Viruserkrankungen wie Corona, SARS oder MERS

Dass auf eine Viruserkrankung in vielen Fällen das Fatigue-Syndrom folgt, wurde bereits in der Vergangenheit beobachtet – man spricht von postinfektiöser Fatigue. Durch die Verbreitung des  Coronavirus hat das Thema wieder mehr Aufmerksamkeit bekommen. Verschiedenste Studien deuten darauf hin, dass etwa die Hälfte bis zwei Drittel aller von Covid-19-Genesenen ein solches postinfektiöses Syndrom bekommen. Das jedoch ist Experten zufolge bei einer Virusinfektion dieser Art nichts Ungewöhnliches – erstaunlich wäre dagegen, wie oft Fatigue auch bei Patienten mit einem vermeintlich milden Verlauf auftritt.

Foto: Zerknüllte und benutzte Taschentücher, eine Tasse und zwei braune Medizinfläschchen auf grauem Grund.

Ungewöhnlich ist das postvirale Syndrom deshalb nicht, weil es selbst nach einer normalen Erkältung oder einer Influenza (echte Grippe) auftreten kann. Im Falle der von Covid-19-Genesenen lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht abschätzen, ob sich bei Betroffenen eine chronische Fatigue (ME/CFS) als sogenanntes Long-Covid-Syndrom entwickeln wird. Eine Studie aus dem Dezember 2020 zu Long-COVID zeigt allerdings schon jetzt, dass 2,3 % der Genesenen nach mehr als zwölf Wochen noch entsprechende Symptome haben. Langzeitstudien mit Genesenen anderer Coronavirus-Erkrankungen wie SARS oder MERS zeigen, dass solche Nachwirkungen theoretisch über Jahre andauern können. So berichten 40 % der Probanden einer Hongkonger Studie zu den Langzeitnachwirkungen von SARS selbst vier Jahre nach ihrer Infektion noch vom Erschöpfungssyndrom. Etwas mehr Hoffnung gibt eine Untersuchung zum Epstein-Barr-Virus (EBV), dem Auslöser des Pfeifferschen Drüsenfiebers: Die Fatigue verschwand in den meisten Fällen nach spätestens sechs Monaten wieder.

Gut zu wissen: Nach einer überstandenen Covid-19-Erkrankung berichten immer mehr Menschen von Fatigue-ähnlichen Anzeichen, doch nicht nur davon. Häufig kommen Beschwerden wie leichtes Fieber, Magen-Darm-Probleme und Schmerzen aller Art hinzu – Symptome, die eigentlich nicht dem Fatigue-Syndrom zugeordnet werden können. Um die Gesamtheit all dieser Beschwerden zusammenzufassen, haben sich deshalb die Begriffe Long-COVID und Post-Covid-Syndrom entwickelt. Bei Kindern tritt nach einer häufig unentdeckten COVID-19-Infektion außerdem immer öfter das postvirale Syndrom PIMS auf.

ME/CFS – Myalgische Enzephalomyelitis / chronisches Erschöpfungssyndrom

Auch das chronische Erschöpfungssyndrom ME/CFS kann auf eine vorherige Erkrankung folgen, muss es aber nicht. In vielen Fällen lässt sich nicht genau bestimmen, was der Auslöser von ME/CFS war oder ist – was nicht zwangsläufig heißen muss, dass es keinen gab oder gibt.

Geschichte und Namensgebung

Was heute als ME/CFS bezeichnet wird, wurde erstmals 1955 bei Krankenhausangestellten in New York dokumentiert und „benigne myalgische Enzephalomyelitis“ genannt. Eine Enzephalomyelitis beschreibt eine Gehirnentzündung mit Rückenmarksentzündung – eine damalige erste Diagnose. Bis heute konnte aber kein Zusammenhang mit einer Entzündung des Gehirns oder Rückenmarks nachgewiesen werden. Deshalb wurde diese Bezeichnung immer wieder kritisiert. 1988 schlug eine Expertengruppe der US-amerikanischen Centers for Disease Control and Prevention (CDC; Zentren für Krankheitskontrolle und -prävention) die Bezeichnung Chronic Fatigue Syndrome (CFS) vor. Trotzdem werden heute noch immer beide Namen verwendet und größtenteils ganz pragmatisch mit ME/CFS zusammengefasst.

Was heute über ME/CFS bekannt ist

Heute nimmt man an, dass es sich bei ME/CFS um eine systemische Erkrankung handelt – also eine Erkrankung, die sich auf das gesamte Organsystem auswirkt. Man vermutet dahinter unter anderem eine Fehlregulation des Nerven-, Immun- und Hormonsystems. Die genauen Mechanismen sind aber nach wie vor unbekannt. In Untersuchungen konnten zwar Abweichungen zwischen dem Immunsystem und dem Gehirn von ME/CFS-Erkrankten und gesunden Menschen festgestellt, aber nicht einheitlich definiert werden.

Foto: Blick auf einen Hinterkopf mit einer Haube an der Sensoren und Kabel befestigt sind.

Fatigue und ME/CSF: die Rolle des Immunsystems

Die Überbegriffe Autoimmunerkrankung oder Autoimmunkrankheit beschreiben in der Medizin jene Krankheiten, bei denen eine Störung des Immunsystems dazu führt, dass der Organismus Antikörper gegen sich selbst bildet. Viele Experten vermuten heute, dass es sich bei ME/CFS um eine Autoimmunerkrankung handeln könnte. Belegt werden konnte das bisher nicht, doch auch bei der akuten postviralen Fatigue gehen Experten davon aus, dass das Immunsystem involviert ist. So besteht schon seit längerem die Annahme, die auf eine Infektion folgende Fatigue wäre ein Regenerationsprozess oder eine Erschöpfungsphase des überbeanspruchten Immunsystems.

Wie mit Fatigue umgehen?

Betroffene berichten sehr häufig davon, dass ihre Beschwerden von den meisten Ärzten nicht ernst genug genommen werden. Das dürfte sicher auch der Tatsache geschuldet sein, dass noch immer so wenig über die verschiedenen Formen der Fatigue bekannt ist. Ebenfalls problematisch bei der Diagnose ist, dass sich viele Symptome von denen psychischer Störungen, wie etwa Depression, nur schwer unterscheiden lassen. Schnell wird deshalb die falsche Diagnose gestellt. Die korrekte Diagnose ist aber wichtig, um gegebenenfalls Maßnahmen ergreifen zu können, zumindest aber die Patienten nicht noch zusätzlich zu belasten. Denn während bei einem akuten Erschöpfungssyndrom Beobachtungen gezeigt haben, dass Bewegung ein Ausweg sein kann, wirkt sich diese bei einem chronischen Erschöpfungssyndrom kontraproduktiv aus. Selbsthilfegruppen können Betroffene auf dem Weg zur richtigen Diagnose unterstützend begleiten.

Foto: Personen sitzen in einem Stuhlkreis zusammen.

Wie zeigt sich Fatigue?

Fatigue bezeichnet eine starke Erschöpfung und Antriebslosigkeit, die in keinem Verhältnis zu vorherigen Anstrengungen steht. Betroffene sind meist derart abgeschlagen, dass sie den Alltag kaum bewältigen können. Das Chronic Fatigue-Syndrom (CFS) ist in seiner Symptomatik sehr ähnlich, ist jedoch als eigenständiges Krankheitsbild anerkannt.

Wann tritt das Fatigue Syndrom auf?

Die Ursachen zur Entstehung von Fatigue sind nach wie vor nicht genau geklärt. Fest steht aber, dass das Syndrom oftmals als Folge oder Begleiterscheinung einer anderen Erkrankung auftritt, wie beispielsweise bei Krebs, Multipler Sklerose oder Parkinson. Auch Genesene von Viruserkrankungen, wie dem pandemischen Coronavirus (SARS-CoV-2 / COVID-19), scheinen häufig am Fatigue-Syndrom zu erkranken.

Was hilft bei Fatigue Syndrom?

Körperliche Aktivitäten können Betroffenen bei „normaler“ Fatigue helfen, sich zwischenzeitlich besser zu fühlen. Beobachtungen zeigen allerdings, dass körperliche Bewegung dagegen bei CFS schädlich sein kann. Deshalb ist eine genaue Diagnosestellung im Vorfeld wichtig, um beide Erschöpfungsformen voneinander zu unterscheiden. Die richtige Diagnose gestaltet sich jedoch oftmals schwierig, weil die Symptome entweder nicht ernst genommen oder mit psychischen Erkrankungen verwechselt werden.

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