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Insomnie: die krankhafte Schlafstörung

Symbolfoto Insomnie: Eine Person liegt im Bett und hält sich ein Kissen über den Kopf.

Fast jeder schläft mal schlecht, aber nur die wenigsten sind von einer Insomnie betroffen. Während rund ein Drittel aller Deutschen angeben, Schlafstörungen zu haben, kann nur bei circa 6 % eine Insomnie diagnostiziert werden. Bei einer Insomnie handelt es sich um einen besonderen Schweregrad der Schlafstörung. Im Gegensatz zu normalen Schlafstörungen hat die Insomnie starke Auswirkungen auf den Alltag der Betroffenen und macht dessen Bewältigung schwer bis unmöglich. Selbst wer regelmäßig schlecht oder nur wenig schläft, seinen Schlaf insgesamt aber noch als erholsam empfinden kann, hat höchstwahrscheinlich keine krankhafte Schlafstörung.

Insomnie Definition: drei Merkmale sind ausschlaggebend

Foto: Zwei Personen sitzen sich an einem Tisch gegenüber. Eine Person trägt einen weißen Kittel, ein Stethoskop und schreibt auf einem Klemmbrett.

Wer häufiger unter Schlafstörungen leidet, hat in der Regel sehr ähnliche Symptome wie jemand, der von Insomnie betroffen ist. Hat man sich erst mal selbst die falsche Diagnose gestellt, kann das darum kreisende Gedankenkarussell die Beschwerden psychosomatisch verschlimmern. Bei Schlafstörungen ist eine medizinische Untersuchung deshalb besonders wichtig. Drei Merkmale grenzen die Insomnie von gewöhnlichen Schlafstörungen ab:

  1. Ein- und Durchschlafprobleme dauern über Wochen an und treten mindesten drei Mal pro Woche auf.
  2. Die daraus resultierenden Beschwerden erschweren oder verhindern die Bewältigung des Alltags.
  3. Auch wenn Schlaf temporär in einem eigentlich gesunden Maß stattfinden kann, bringt er – subjektiv gesehen – keine Erholung.

Wie äußert sich eine Insomnie?

Die Schlafprobleme können bei einer Insomnie in unterschiedlichem Ausmaß auftreten. Einige brauchen lange, um überhaupt erst einzuschlafen. Andere werden nachts häufig wach und können dann nicht mehr einschlafen. Wieder andere wachen morgens zu früh auf. Diese Schlafprobleme können einzeln oder in Kombination auftreten.

Symbolfoto Insomnie: Eine Person sitzt mit Kaffeetasse vor einem Laptop und hält sich den Kopf.

Besonders gefährlich an der Insomnie sind die Folgebeschwerden am Tag nach einer schlafgestörten Nacht. Sowohl Körper als auch Psyche können nicht mehr die gewohnte Leistung erbringen und verursachen damit verschiedenste Reaktionen. Für gewöhnlich reicht das vom allgemeinen Unwohlsein über starke Antriebslosigkeit und Gedächtnisprobleme (eingeschränktes Konzentrations- und Erinnerungsvermögen) hin bis zu Gefühlsschwankungen. In manchen Fällen reagieren die Betroffenen übermäßig gereizt und hyperaktiv.

Nicht selten führen die Folgen der krankhaften Schlafstörung in einen Teufelskreis aus Unzufriedenheit und Selbstzweifel, der die Krankheit immer weiter vorantreibt. Die Insomnie kann sich dabei so weit verselbstständigen, dass sie bleibt, obwohl der einstige Auslöser überwunden ist.

Welche Ursachen hat eine Insomnie?

Insomnie wird zwar häufig von Vorerkrankungen wie Hyperarousal oder schweren Schicksalsschlägen ausgelöst, sie kann aber auch einfach so beziehungsweise ohne geklärte Ursache auftreten. Frauen sind häufiger als Männer und ältere Menschen häufiger als jüngere betroffen. Ob sich dadurch allerdings Rückschlüsse auf einen Zusammenhang mit Alter und Geschlecht ziehen lassen, bezweifeln Experten. Sie gehen davon aus, dass bestimmte Lebensumstände und Persönlichkeitsmerkmale das Risiko einer Insomnie erhöhen können.

Foto: Eine Person mit grauem Haar und Gehstock sitzt auf einer Bettkante.

Wer in seinem Alltag übermäßig viel Stress erfährt, neigt wahrscheinlich eher zu einer krankhaften Schlafstörung als jemand mit einem geringen Stresslevel. Obwohl sich das Rollenbild der Frau heute gewandelt hat, sind es dennoch häufig Frauen, die besonders viel Verantwortung für Familie und Beruf auf einmal tragen – eine mögliche Erklärung, warum Frauen in der Insomnie-Statistik doppelt so häufig wie Männer auftauchen.

Die ebenfalls häufiger vertretenen älteren Personen haben dagegen oft mit einem Lebenswandel zu kämpfen, in dem ihnen der geregelte Alltag und die sozialen Kontakte fehlen. Auch die zunehmende Wahrscheinlichkeit von Erkrankungen, die wiederum selbst Insomnie auslösen können, kann sich hier negativ auf die Statistik auswirken.

Gewisse Persönlichkeitsmerkmale wie ein ausgeprägter Perfektionismus oder Selbstzweifel stehen ebenfalls im Verdacht, ganz unabhängig von der momentanen Lebenssituation krankhafte Schlafstörungen zu begünstigen. Auch Verhaltensmuster wie eine mangelnde Schlafhygiene können als mögliche Ursache nicht ausgeschlossen werden.

Wie wird eine Insomnie diagnostiziert?

Da es nicht das eine Merkmal für Insomnie gibt, sondern sich das Krankheitsbild in der Regel aus vielen verschiedenen Faktoren zusammensetzt, sollte die Diagnose nur durch ärztliches Fachpersonal gestellt werden. In einem ersten Anamnesegespräch wird dabei die Vorgeschichte und die momentane Situation der Patienten erfasst. Häufig kommen Fragebögen zum Einsatz, mit denen ein erstes Krankheitsbild erstellt wird. Hinzukommt eine grundlegende körperliche Untersuchung, damit physische Erkrankungen wie etwa Schlafapnoe als Verursacher der Schlafstörung ausgeschlossen werden können.

Foto: Eine Person sitzt mit einer Kaffeetasse in der Hand auf dem Bett und schreibt in ein Buch.

Mithilfe eines Schlaftagebuchs wird im Anschluss das Schlafverhalten genauestens dokumentiert, sodass eine präzise Diagnose überhaupt erst möglich wird. Betroffene können bereits im Vorfeld selbst ein Schlaftagebuch führen, um sich ein Bild von ihrer Schlafstörung zu machen. Die Aufzeichnungen von elektronischen Schlaftrackern für den Heimgebrauch sollten dagegen mit Vorsicht betrachtet werden, da viele Geräte keine verlässlichen Daten liefern. Um die Schlafstörung tiefer gehend zu untersuchen, können Ärzte eine Untersuchung im Schlaflabor verordnen.

Wie wird eine Insomnie behandelt?

Medikamente

Eine medikamentöse Behandlung ist bei einer krankhaften Schlafstörung wenn überhaupt nur temporär und als letztes Mittel nach anderen gescheiterten Behandlungsversuchen sinnvoll. Weil nur das Problem und nicht die Ursache der Insomnie behandelt wird, können Schlafmittel, egal ob verschreibungspflichtig oder nicht, nur kurzfristig Linderung verschaffen.

Foto: Eine Hand greift zu einem Glas Wasser; daneben liegen zwei Blister mit Tabletten.

Die Gefahr einer Abhängigkeit ist beim Einsatz von Benzodiazepinen, Antidepressiva oder Antipsychotika sehr hoch. Selbst bei der Anwendung von Antihistaminika, den einzigen rezeptfreien Schlafmitteln in Deutschland, tritt schnell ein Gewöhnungseffekt ein – wird die Dosis erhöht, drohen gefährliche Nebenwirkungen.

Pflanzliche Beruhigungsmittel auf beispielsweise Baldrian-, Melisse- oder Hopfenbasis machen bei richtiger Anwendung nicht abhängig. Allerdings fehlt es hier wie bei vielen anderen Mitteln aus dem Bereich der Nahrungsergänzung und Naturheilkunde an einer wissenschaftlich nachgewiesenen Wirksamkeit.

Kognitive Verhaltenstherapie

In den meisten Fällen kann eine Insomnie mit einer kognitiven Verhaltenstherapie erfolgreich behandelt werden. Dabei handelt es sich um eine Form der Verhaltenstherapie, die im Wesentlichen darin besteht, Betroffene durch systematische Selbstbeobachtung zu zeigen, wie sie den krankmachenden Prozessen aus eigener Kraft entgegenwirken können. Im Gegensatz zur Tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie wird bei der kognitiven Verhaltenstherapie ein vorher bestimmtes Problem im Hier und Jetzt behandelt, ohne dass dabei die Vergangenheit der Betroffenen aufgearbeitet werden muss.

Foto: Zwei Personen sitzen sich gegenüber; die eine schreibt in ein Buch.

Die kognitive Verhaltenstherapie kann im persönlichen Gespräch zwischen Betroffenen und Therapierenden, aber auch ganz oder teilweise in der Gruppe stattfinden. Ebenso ist die Behandlung sowohl ambulant als auch stationär oder teilstationär möglich. Speziell für das Krankheitsbild Insomnie wurden zudem Formen der Online-Therapie entwickelt, die auf den Methoden der kognitiven Verhaltenstherapie basieren. Die internetbasierte kognitive Verhaltenstherapie soll auch die erreichen, denen die eigene Skepsis oder mangelnde Termin-Kapazitäten im Gesundheitssystem bei der Behandlung ihrer krankhaften Schlafstörung im Weg stehen.

Mit der Situation leben lernen

Mit der kognitiven Verhaltenstherapie kann es in manchen Fällen gelingen, eine krankhafte Schlafstörung vollkommen loszuwerden. Häufig aber, meist bei schweren oder langjährigen Insomnien, ist keine vollständige Heilung möglich. Auch kann es unter Umständen lange dauern, bis eine krankhafte Schlafstörung erfolgreich behandelt oder unter Kontrolle gebracht wurde. Viele Betroffene schaffen es jedoch, mit der Insomnie leben zu lernen und können sich selbst und ihre Krankheit so gut einschätzen und kontrollieren, dass ein fast ganz normales Leben trotz krankhafter Schlafstörungen möglich wird.

Was kann man gegen Insomnie machen?

Wie bei allen Formen von Schlafstörungen ist das Einhalten einer Schlafhygiene auch bei der krankhaften Insomnie Grundvoraussetzung für eine Besserung. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, bei einer kognitiven Verhaltenstherapie zu lernen, wie sich den krankmachenden Prozessen selbst entgegenwirken lässt. Medikamente werden wegen des hohen Abhängigkeitspotenzials wenn überhaupt nur temporär verschrieben.

Welche Symptome hat die Insomnie?

Ausschlaggebend für eine Insomnie sind starke Einschränkungen am Folgetag, die die Bewältigung des Alltags schwer bis unmöglich machen. Selbst wenn Schlaf möglich wird, kommt er den Betroffenen nicht erholsam vor. Damit eine Insomnie diagnostiziert werden kann, müssen die Ein- und Durchschlafprobleme über Wochen andauern und mindestens drei Mal pro Woche auftreten.

Ist Insomnie tödlich?

Die Insomnie selbst ist nicht tödlich. Egal wie schwer das Schlafen fällt, irgendwann holt sich der Körper die benötigte Mindestmenge an Schlaf, um zu überleben. Allerdings tritt eine Insomnie häufig in Verbindung mit einer Depression oder anderen psychischen Erkrankungen auf oder löst diese aus. Auch wenn die Insomnie selbst nicht tödlich ist, sollten sich Betroffene deshalb unbedingt in ärztliche Behandlung begeben.

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