Organuhr der TCM: Wachen Sie nachts immer zur selben Zeit auf?
ZULETZT Aktualisiert: 04. Januar 2024
Die sogenannte Organuhr ist Bestandteil der traditionellen chinesischen Medizin, kurz TCM. Sie ordnet den menschlichen Organen ein bestimmtes Zeitfenster zu, in dem sie besonders aktiv sein sollen. Wachen Sie nachts immer wieder zur selben Zeit auf, könnte dies zum Beispiel auf ein Problem mit dem entsprechenden Organ hinweisen – so die Annahme in der TCM. Welche Uhrzeiten welchen Organen zugeordnet werden und was es mit der traditionellen chinesischen Medizin auf sich hat, erfahren Sie hier.
Was ist die traditionelle chinesische Medizin?
TCM ist ein Überbegriff für eine Vielzahl unterschiedlicher chinesischer Diagnose- und Behandlungsmethoden. Die bekanntesten Teilbereiche sind die Akupunktur und die chinesische Arzneimitteltherapie. Ein weiterer elementarer Bestandteil ist das Qi (tschi), die Lebensenergie, von der man annimmt, dass sie auf definierten Laufbahnen, den sogenannten Meridianen, durch unseren Körper fließt. Genaugenommen geht es auch bei der Organuhr um eben diese Meridiane, die das Qi zu den Organen leiten.
So funktioniert die Organuhr
Die Organuhr der TCM ist in zwölf Bereiche aufgeteilt, die jeweils einem Organ oder einer Körperfunktion zugeordnet werden. Jeder Bereich hat ein Zeitfenster von zwei Stunden, in dem die damit zusammenhängenden Meridiane besonders aktiv sein sollen. Die inaktiven Phasen eines Bereichs zeigt die Organuhr auf der gegenüberliegenden Seite an. Die Leber respektive der zur Leber führende Meridian soll also zum Beispiel zwischen 1 und 3 Uhr nachts aktiv sein, während er sich zwischen 13 und 15 Uhr in der inaktiven Phase befinden soll.
Organuhr 21–23 Uhr: Dreifacher Erwärmer
Der Dreifache Erwärmer ist in der Wissenschaft und westlichen Medizin unbekannt. In der TCM wird er unter anderem als Organ ohne Form, aber mit Funktion bezeichnet. Je nach Quelle wird er entweder mit dem Stoffwechsel verglichen oder auf Brustkorb, Bauchhöhle und Intimbereich beziehungsweise Libido bezogen. Die Organuhr kennt als Folge eines gestörten Energieflusses im dazugehörigen Meridian diese Beschwerden:
- niedriger Blutdruck
- Einschlafschwierigkeiten
- Temperaturempfindlichkeit
- Verdauungsbeschwerden
Organuhr 23–1 Uhr: Gallenblase
In der Gallenblase wird die von der Leber zur Verdauung von Fetten produzierte Galle gespeichert. Laut Organuhr verlangsamt sich zu dieser Zeit der Stoffwechsel. In der Folge sollen Herzfrequenz, Blutdruck und Körpertemperatur sinken. In der TCM sind Körper und Geist nun mit der Entgiftung beschäftigt. Schlafen wird empfohlen – falls nicht möglich, wird zu dieser Uhrzeit zum Verzicht auf Alkohol, Essen und Rauchen geraten. Folgende Beschwerden sind in der TCM mit dem Gallenblasenmeridian verknüpft:
- Trigeminusneuralgie
- Verdauungsbeschwerden
- Gallensteine
- Hexenschuss
- Tinnitus
- Schlafstörungen
Organuhr 1–3 Uhr: Leber
Die Leber ist das zentrale Organ des Stoffwechsels. Die Organuhr sieht das Verlangsamen des Stoffwechsels sowie die Entgiftung von Körper und Geist nun auf ihrem Höhepunkt angekommen. Zudem wird dieser Phase die Regeneration der Haut zugeschrieben. Kann das Qi ungehindert den Lebermeridian durchfließen, soll sich das positiv auf Entschlossenheit und Tatendrang auswirken. Der TCM nach ist Schlafen nun besonders wichtig. Wer wach bleibt, hat mit verminderter Konzentration und Leistungsfähigkeit zu kämpfen. Folgende Probleme werden in der TCM mit dem Lebermeridian verbunden:
- Schlafstörungen
- Hautbeschwerden
- Augenprobleme
- Migräne
- Schwindel
Organuhr 3–5 Uhr: Lunge
Die Lunge ist für die Atmung, also den Austausch von Gas zwischen Luft und Blut verantwortlich. Laut Organuhr nutzt die Lunge die Zeit zwischen drei und fünf Uhr morgens für einen Selbstreinigungsprozess. Eine gute Sauerstoffversorgung wird empfohlen – also entweder mit offenem Fenster schlafen oder vor dem Schlafen ordentlich durchlüften. Kann das Qi im Lungenmeridian nicht ungehindert fließen, wird das in der TCM mit diesen Beschwerden verbunden:
- erhöhte Infektanfälligkeit
- Allergien
- Hautprobleme
- verstärktes Schwitzen
- negative Gefühle
Organuhr 5–7 Uhr: Dickdarm
Der Dickdarm ist der letzte Teil des Verdauungstraktes. Die Organuhr befindet diesen Zeitraum als optimal für eine leichte Darmentleerung. Voraussetzung dafür wären eine gesunde und ausgewogene Ernährung – Gegenteiliges würde sich jetzt bemerkbar machen. Mit einem gestörten Energiefluss im Dickdarmmeridian werden in der TCM diese Probleme in Verbindung gebracht:
- Verstopfung
- Durchfall
- Blähungen
- Lendenwirbelsäulenprobleme
- Krämpfe
- Kopfschmerzen und Migräne
- Allergien
Organuhr 7–9 Uhr: Magen
Der Magen ist das Verdauungsorgan, über das wir unserem Körper Energie zuführen. Die Organuhr empfiehlt diesen Zeitpunkt für ein gesundes und reichhaltiges, idealerweise warmes Frühstück. Des Weiteren wird dazu geraten, seine Aufmerksamkeit auf sich und das Essen zu richten und keine Energie ins Denken oder gar Zweifeln zu stecken. Die in der TCM mit dem Magenmeridian verbundenen Symptome sind folgende:
- Appetitlosigkeit
- Völlegefühl
- Blähungen
- Sodbrennen
- Mundgeruch
- Verdauungsbeschwerden
- psychische Probleme
Was sagt die Wissenschaft zur Organuhr?
Das Konzept der Organuhr kann aus wissenschaftlicher Sicht nicht bestätigt werden. Allerdings sind zyklische Schwankungen unseres Cortisol- und Dopaminspiegels in der westlichen Medizin bekannt, aufgrund derer sich vereinzelt Parallelen zu den Empfehlungen der Organuhr ziehen lassen. So treten Asthmaanfälle tatsächlich wegen des niedrigen Cortisolspiegels häufiger in den frühen Morgenstunden auf, in der Zeit des Lungenmeridians. Wann aber zum Beispiel die Leber nachts besonders aktiv ist, lässt sich nicht an einem bestimmten Zeitfenster festmachen. Vielmehr hängt es davon ab, wann man ins Bett gegangen ist.
Was sagt die Wissenschaft zur TCM?
Dass der Begriff traditionelle chinesische Medizin erst Mitte des letzten Jahrhunderts als ideologisch motivierte Wortneubildung eines autoritären Regimes entstanden ist, um viele unterschiedliche traditionelle Heilpraktiken zu vereinen, deutet bereits an, dass sich nicht alle Bereiche der TCM über einen Kamm scheren lassen. Zur Akupunktur existieren beispielsweise unzählige wissenschaftliche Studien, einige davon bestätigen eine positive Wirkung. Unter bestimmten Voraussetzungen übernehmen die Krankenkassen in Deutschland deshalb die Kosten einer Behandlung.
Andere Bereiche der TCM, wie die Arzneimitteltherapie, stehen dagegen seit vielen Jahrzehnten in der Kritik. Trotz unbelegter Wirksamkeit kommen dabei vom Aussterben bedrohte Pflanzen und Wildtierarten zum Einsatz. Das bedroht die Artenvielfalt massiv, unterstützt das Ausrotten bestimmter Tierarten und fördert den illegalen Wildtierhandel. In einige Präparaten wurden sogar giftige Inhaltsstoffe nachgewiesen. In deutschen Apotheken werden solche TCM-Arzneien aber nicht angeboten.
Welches Organ gehört zu welcher Uhrzeit?
- 21–23 Uhr: Dreifacher Erwärmer
- 23–01 Uhr: Gallenblase
- 01–03 Uhr: Leber
- 03–05 Uhr: Lunge
- 05–07 Uhr: Dickdarm
- 07–09 Uhr: Magen
- 09–11 Uhr: Milz
- 11–13 Uhr: Herz
- 13–15 Uhr: Dünndarm
- 15–17 Uhr: Blase
- 17–19 Uhr: Niere
- 19–21 Uhr: Herzbeutel
Welches Organ weckt mich um 4 Uhr?
Wenn Sie immer wieder gegen 4 Uhr nachts wach werden, könnte das laut Organuhr der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) mit einem gestörten Energiefluss des Lungenmeridians zusammenhängen. Achten Sie auf eine gute Sauerstoffversorgung beim Schlafen und lassen Sie Ihre Beschwerden ärztlich abklären.
In welchem Organ sitzt die Angst?
Angst verbindet die Organuhr der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) mit den Nieren. Der Nierenmeridian ist laut der Organuhr zwischen 17 und 19 Uhr aktiv. Ängste können sich demzufolge als Beschwerden in diesem Zeitraum äußern.