Pyjama – Nachtwäsche oder modisches Tagesaccessoire?
ZULETZT Aktualisiert: 03. Dezember 2024
Bereits im August 2017 berichtete das stilprägende Modemagazin Vogue, der Pyjama habe seinen „Ruf als Hauswächter endgültig abgelegt“. Nationale und internationale Personen des öffentlichen Lebens wie Selena Gomez, Heidi Klum oder Gwyneth Paltrow folgten dem Ruf und präsentieren seither die lässigen Zweiteiler auf dem roten Teppich. Sie kombinieren ihn mit Stilettos, Accessoires und Clutches.
Vom Herzschützer zum Pyjama
Das Wort „Pyjama“ stammt aus dem Dari-Persischen und bezeichnet als „Beinkleidung“ eine leichte Hose, die am Bund von einer Schnur zusammengehalten wird. Ursprünglich war der Pyjama demnach ein alltägliches Kleidungsstück und kein Schlafanzug. So kam die heutige Nachtwäsche unter anderem kurz als Freizeitanzug in Mode. Im 17. Jahrhundert gelangte das Kleidungsstück genauso wie der Begriff „Pyjama“ mit britischen Kolonialherren aus dem süd- und westasiatischen Raum nach England. In dieser Zeit etablierten sich auch die bis heute für den Pyjama typischen Textilien Baumwolle und Seide. Durch den Kolonialhandel wurden beide Stoffarten in Europa in großem Umfang verfügbar. Anfang des 20. Jahrhunderts hielt der Pyjama schließlich als Schlafanzug in deutschen Schlafzimmern Einzug.
Während es bis ins 17. Jahrhundert noch üblich war, nackt zu schlafen, trug die europäische Oberschicht im folgenden Jahrhundert Nachthemden oder „Herzschützer“. Für Frauen wurde um das Jahr 1880 zunächst die durchgehende Knöpfung im Brustbereich gängig und ein Zugband in der Taille am Nachthemd etabliert. Etwa zehn Jahre später wurde der Pyjama für Männer zunehmend populär. Frauen trugen dagegen noch bis zum Ersten Weltkrieg ausschließlich Nachthemden. Ab den 1930er Jahren kam in Deutschland schließlich sogar die Mode auf, im Urlaub weite Hosen als sogenannte „Strand-Pyjamas“ zu tragen.
Pyjamas spalten seit jeher die Gemüter
Ganz so neu, wie man annehmen könnte, ist der von der Vogue verkündete Trend zum tagestauglichen Schlafanzug keineswegs. In Shanghai etablierte sich beispielsweise ab den 1970er Jahren, Pyjamas auch zum Einkaufen in der direkten Nachbarschaft auszuführen. Zur Weltausstellung im Jahr 2010 unternahm die chinesische Regierung schließlich große Anstrengungen, den „unzivilisierten“ Brauch zu unterbinden. Derweil untersagte die englische Supermarktkette Tesco ihren Kunden, die Filialen in Pyjamas zu betreten.
Ebenso wie Jeans oder Minirock gehört der Pyjama zu den historisch bedeutsamen Kleidungsstücken, die gesellschaftliche Fragen aufwarfen und sogar politische Konflikte herbeiführten. Als Kleidungsstück, das sowohl im Privaten als auch im öffentlichen Leben Verwendung fand, erzeugte der Pyjama ein Spannungsfeld wie kaum ein anderes Gewand.
Nackt schlafen oder im Pyjama – eine Glaubensfrage?
Weltweit schläft jeder dritte Erwachsene nackt. In Deutschland hingegen bevorzugen sieben von acht Menschen einen Schlafanzug. Das ergab eine Umfrage der Zeitschrift Textilwirtschaft. Klimatische Bedingungen, finanzielle Einschränkungen sowie religiöse Moralvorstellungen oder andere kulturelle Prägungen sind mögliche Gründe für diese deutsche Beziehung zur Nachtwäsche. Unabhängig von der persönlichen Vorliebe spricht einiges dafür, den Pyjama nachts einmal wegzulassen und stattdessen als modisches Accessoire für den Tag auszuprobieren.
Besser einschlafen ohne Pyjama
Sicher kennen Sie die Schwierigkeit, nicht einschlafen zu können, weil Ihnen zu warm ist. Aus gutem Grund. Denn bereits in der Einschlafphase sinkt die Körpertemperatur normalerweise um ein halbes Grad. Kann der Körper durch künstlich zugeführte Wärme, wie dicke Bettdecken, eine aufgedrehte Heizung oder unnötig wärmende Nachtwäsche, nicht herunterkühlen, finden wir schwerer in den Schlaf. Mit zunehmender Schlaftiefe und abnehmender Körpertemperatur fließen die Gedanken und Hirnströme langsamer, unsere Reaktionszeiten werden länger und die Muskelspannung sinkt. Wer nicht im Pyjama einschläft oder zumindest auf synthetische, wärmebegünstigende Textilien wie Polyester verzichtet, kühlt zur Nacht um einiges schneller seine Körpertemperatur herunter.
Schlanker ohne Pyjama
Neben dem schnellen Einschlafen bringt die Nachtruhe ohne Pyjama einen weiteren Vorteil mit sich. Ohne einen engen oder unbequemen Schlafanzug schläft es sich nämlich viel ruhiger. Tatsächlich fühlen sich zahlreiche Menschen in ihrem Pyjama eingezwängt. Sie schütten dabei das Stresshormon Cortisol aus. Völlig unnötiger Stress, denn es gilt: weniger Stress, weniger Fett. Wer vollständig oder zumindest auf einen besonders warmen Pyjama verzichtet, sorgt für das vermehrte Schmelzen von Fettpolstern. Menschen, die kühl schlafen, verbrennen zumindest die eine oder andere Kalorie mehr.
Engere Bindung ohne Pyjama
Der wohl überzeugendste Grund für den Verzicht auf den Pyjama: Eine Befragung in Großbritannien ergab, dass Partner, die nackt zusammen in einem Bett schlafen, besonders glücklich miteinander sind. Laut „The Independent“ gaben 57 % der Nacktschläfer an, „extrem glücklich“ in ihrer Partnerschaft zu sein. Ein möglicher Grund: das bindungsstärkende Hormon Oxytocin, das bei Hautkontakt ausgeschüttet wird.
Mehr Sauerstoff ohne Pyjama
Bei sehr engen Pyjamas kann die obere Hautschicht unseres Körpers schlechter atmen. Das führt zu einer niedrigeren Sauerstoffversorgung. Auch Hautirritationen können durch den Kontakt der Haut mit Textilien über Nacht leichter entstehen. Die beste Belüftung erhalten Sie, wenn Sie ohne Pyjama schlafen und als Unterlage eine Matratze mit guter Atmungsaktivität und einem optimalen Feuchtigkeitsmanagement wählen. Die BODYGUARD® Matratze mit dem atmungsaktiven HyBreeze® Funktionsbezug aus waschbarem 3D-Abstandsgestrick unterstützt ein optimales Schlafklima.
Beste Wahl beim Pyjama-Material
Ob am Tag oder in der Nacht – wenn Sie nicht auf Ihren Pyjama verzichten wollen, empfehlen sich als Materialien:
Pyjama aus Naturmaterialien
Der natürliche Klassiker unter den Textilien, Baumwolle, ist strapazierfähig, atmungsaktiv, nimmt Feuchtigkeit auf und fühlt sich angenehm auf der Haut an. Die Waschbarkeit von Baumwolle bei 60 °C ermöglicht die hygienische Reinigung.
- Die am meisten verbreitete Baumwoll-Qualität ist Jersey. Diese leicht elastische Maschenware wird in verschiedenen Stärken hergestellt – leichte Jersey-Qualitäten, die sich im Sommer eignen, und dickere für die kalte Jahreszeit.
- Auch Frottee- und Nickiqualitäten, die mit ihren kleinen Schlingen auf der Oberfläche eine optimale Wärmespeicherung ermöglichen, eignen sich besonders im Herbst und Winter.
- Zudem ist die besonders weiche Merinowolle sehr beliebt. Ihre Beimischung von Seidenfasern erhöht die hohe Hautfreundlichkeit dieses Textils, denn Seide wirkt beruhigend auf die Haut.
- Reine Baumwolle eignet sich hauptsächlich für die kalte Jahreszeit, erfordert jedoch auch einen Mehraufwand bei der Pflege. Sie kann Wärme und Feuchtigkeit optimal regulieren, muss allerdings mit der Hand gewaschen werden.
Pyjama aus synthetischen Textilien
Seit die Sportindustrie die Vorteile von Polyester, Polyacryl oder Polyamid für sich entdeckt hat und mit unterschiedlichen Geweben und Materialmischungen experimentiert, sind regelrechte Hochleistungsstoffe entstanden. Je nach Konzept sind synthetische Hightech-Materialien in Sachen Elastizität, Atmungsaktivität und Schlafklima natürlichen Stoffen um Längen voraus. Dennoch stehen sie häufig im Verdacht, qualitativ minderwertig und aufgrund ihrer künstlichen Herstellung ungesund zu sein. Für die ersten Generationen dieser Stoffe ist diese Annahme durchaus zutreffend. Hinterfragen Sie daher vor dem Kauf, ob es sich tatsächlich um Funktionsstoffe handelt. Ohne eine hinreichende Verarbeitung nehmen synthetische Materialien Feuchtigkeit nicht ausreichend auf. Es kommt leichter zu einem feucht-warmen Hautklima, das zu Wundsein und sogar zu Pilzwachstum und Juckreiz führen kann. Achten Sie daher auf einschlägige Prüfsiegel und Materialtests.
Wenn der Schein trügt
Wer Reizungen nach dem Tragen des neuen Pyjamas bemerkt, reagiert vermutlich sensibel auf Färbemittel oder Weichmacher, die insbesondere bei schwarzer Kleidung eingesetzt werden. Solche Hautirritationen treten materialunabhängig sowohl bei natürlichen wie synthetischen Stoffen auf. In Verbindung mit Feuchtigkeit wie Schweiß und Körperwärme lösen sich Chemikalien aus dem Textil und können auf der Haut unangenehme Irritationen hervorrufen. Besondere Vorsicht gilt bei:
- Dunkler Kleidung, denn die Farbstoffe Schwarz und Dunkelblau gelten als besonders aggressiv.
- Veredelter Kleidung, die als „knitterfrei“, „bügelfrei“ oder „schmutzabweisend“ deklariert ist oder mit den Hinweisen „separat waschen“ oder „Farbe blutet aus“ versehen ist. In diesen Fällen hat sie höchstwahrscheinlich einen chemischen Veredelungsprozess hinter sich, der Hautirritationen befördern kann.
Prüfsiegel bieten Orientierung
Allgemein helfen die folgenden Prüfsiegel verlässlich, die richtige Entscheidung bei der Wahl unbedenklicher Textilien zu treffen:
- Toxproof
- Standard 100 by Oeko-Tex®
Vor dem ersten Tragen unvermeidlich – die gründliche Reinigung
Generell sollten Sie neue Pyjamas vor dem Tragen gründlich waschen und klarspülen. Verbliebene Schadstoffe, Imprägnierungen und Veredelungen werden so aus dem Textil herausgeschwemmt.