logo Bett1 infoportal-titre.svg
facebook instagram pinterest
Infoportal >Schlafgeschichten

Schlafparalyse – wenn der Geist schlafwandelt

Foto: Zustand während einer Schlafparalyse: Ein Gesicht schaut in eine runden Spiegel mit grell leuchtendem Rahmen. Die Spiegelfläche ist schwarz, eine Hand greift heraus Richtung Gesicht.

Unter dem Begriff Schlafparalyse versteht man die natürliche Lähmung der menschlichen Muskulatur während des Schlafs. Die Schlaflähmung wird normalerweise nicht wahrgenommen und verschwindet, sobald wir aufwachen. Bei einer Schlaf-wach-Störung kann es passieren, dass man mittendrin erwacht und die Lähmung bewusst erlebt. In diesem Fall wird die Schlafparalyse als Schlafstörung eingeordnet: Betroffene sind in diesem Zustand zwar wach, aber der Körper ist für kurze Zeit völlig bewegungsunfähig. Dazu können schlimme und realistisch anmutende Halluzinationen einhergehen, die beim Betroffenen Angst- und Panikgefühle hervorrufen. Das macht die Schlafparalyse zu einer der unheimlichsten Schlafstörungen beim Menschen, die in der Regel jedoch ungefährlich ist.

Schlafparalyse als Schlafstörung

Foto: Nahaufnahme von einem Auge, das weit geöffnet ist.

Bei der Schlafparalyse als Schlafstörung wird die Lähmung der Muskulatur kurz nach dem Aufwachen bewusst erlebt. Betroffene besitzen keinerlei Kontrolle über ihren Körper. Bei der Mehrheit der Betroffenen geht dieser Zustand mit furchterregenden Halluzinationen einher, die als besonders plastisch und realistisch beschrieben werden. Dabei können imaginäre Monster oder sonstige dunkle Gestalten in Erscheinung treten. Fast immer entwickelt sich daraus eine bedrohliche Situation, die eine Gefahr für den Betroffenen darstellt und gegen die er wehrlos ist. Durch die Körperlähmung sind die Betroffenen wie erstarrt – sie können der Bedrohung nicht entkommen. Die Halluzinationen werden meist als bedrohlicher als die Körperstarre selbst wahrgenommen, was zu Angst und Panik führen kann. Häufig werden Betroffene von einem Druckgefühl auf der Brust begleitet. Kurzatmigkeit und das Gefühl zu ersticken sind typische Symptome. Nach wenigen Sekunden ist der Spuk vorbei, doch die Angst steckt vielen Menschen noch lange Zeit nach dem gruseligen Erlebnis in den Knochen.

Die schlafparalytische Lähmungserfahrung kann als das Gegenteil vom Schlafwandeln beschrieben werden: Beim Schlafwandeln schläft der Geist, während der Körper wach wird und sich in Bewegung setzt. Bei der Schlaflähmung ist der Geist wach, der Körper schläft jedoch.

Ursachen für Schlafparalyse

Auf einem grauen Hintergrund ist der Scherenschnitt eines gesenkten Kopfes. Zerknüllte Papierkugeln liegen darauf.

Häufig kann eine Schlafparalyse Ursachen haben, die in Verbindung mit schlechtem oder zu wenig Schlaf stehen. Unregelmäßiger Schlaf und Schlafmangel begünstigen das bewusste Erleben einer Schlafparalyse. Zudem ist die Schlafstarre eine typische Begleiterscheinung bei Narkolepsie. Nicht selten sind innerliche Konflikte oder Stress der Grund für eine Schlafparalyse, denn laut Schlafmedizinern werden Konflikte und besonders emotionale Situationen in unseren Träumen verarbeitet. Angstzustände und Depressionen sind ebenfalls bekannte Faktoren für das Erleben der Schlafstarre.

Was hinter dem Phänomen Schlafparalyse steckt

Hinter der Schlafparalyse steckt ein normaler Vorgang, der sich jede Nacht wiederholt und während der REM-Phase einsetzt: Sobald wir einschlafen, entspannt sich der Körper. Dabei kommt es im Verlauf zu einer natürlichen Bewegungseinschränkung der Muskulatur, die wir nicht wahrnehmen. Ausgenommen davon ist die Augenmuskulatur. Dieser Vorgang wird als REM-Atonie bezeichnet, der als Schutzmechanismus dient. Um das Ausleben der Träume und damit eventuell verbundene Unfälle zu vermeiden, werden wir weitestgehend paralysiert. Träumen wir beispielsweise vom Fahrradfahren, würden wir ohne diesen Schutzmechanismus die Pedale im Bett treten. Normalerweise sind die Übergänge von Wach- und Schlafzustand fließend, hin und wieder kommt es jedoch zu einer Überschneidung. In diesem Fall kann es zu einer bewusst erlebten Schlafstarre kommen, da wir direkt aus der REM-Phase erwachen und die Aufwachphase überspringen. Dies geschieht insbesondere dann, wenn wir einen Albtraum haben. Deshalb sehen Schlafmediziner einen Zusammenhang zwischen den auftretenden Halluzinationen mit unseren Träumen.

Foto: Eine Person halt sich die Finger vor die Augen. Neben ihr diffuses buntes Licht

Knapp acht Prozent der Gesamtbevölkerung erleben mindestens einmal im Leben eine bewusste Schlafparalyse. Die Schlafstörung tritt in manchen Fällen sogar mehr als einmal auf. Menschen, die an psychischen Erkrankungen wie Depressionen oder Angstzuständen leiden, sind mit knapp 23 Prozent am häufigsten von der Schlafparalyse betroffen.

Kulturelle Verbreitung – von Mythen und Dämonen

Schon seit jeher thematisieren Menschen und Kulturen die Schlafparalyse als nächtliche Heimsuchung durch Dämonen oder furchteinflößende Kreaturen. Den Halluzinationen wurden dabei religiöse oder volkstümliche Bedeutungen zugeschrieben. Bereits in der griechischen Mythologie ist die Rede von Pan, dem Hirtengott, der mit Ziegenfüßen, -hörnern und einem Bart zur Welt kam und mit Schlafparalyse in Verbindung gebracht wird. Fühlte sich Pan verärgert, jagte er seine Opfer so lange, bis sie schließlich vor Panik starben. Im Mittelalter glaubte man daran, dass das Phänomen mit dem Teufel und Dämonen in Verbindung steht. Man ging davon aus, dass die Schlafparalysierten von Kreaturen aus der Unterwelt heimgesucht wurden. Religiöse Gemeinschaften sahen darin oft Hexerei, was dazu führte, dass viele Betroffene auf dem Scheiterhaufen endeten.

Foto: Frontaler Blick eines in rotes Licht getauchten Ziegenbocks mit gesenktem Geweih.

Weiterhin war die Vorstellung weit verbreitet, dass ein Dämon auf der Brust des Schlafenden sitzt und ihm auf diese Weise die Luft zum Atmen nimmt. Daher wird Schlafparalyse im Volksmund auch als Hexendrücken oder Alpdruck bezeichnet. In der germanischen Mythologie war der Nachtalb, früher genannt Nachtmahr, ein Fantasiewesen, das seine Opfer in der Nacht aufsuchte und auf ihnen lastete. Die dunklen koboldhaften, tückischen Wesen drangen durch Schlüssellöcher in das Schlafzimmer ein und hockten sich auf die Brust des Schlafenden. Dies erzeugte ein unangenehmes Druckgefühl auf der Brust bis hin zu Atemnot des Betroffenen. Die bekannteste künstlerische Veranschaulichung dieses Phänomens ist das Gemälde „Nachtmahr“ (1781) von Johann Heinrich Füssli. Der Nachtalb sitzt auf der Brust einer schlafenden, wehrlosen Frau und schaut den Betrachter direkt an.

Kulturelle Verbreitung in der heutigen Zeit

In vielen weiteren Ländern und Kulturen wird das Phänomen noch heute sehr metaphorisch beschrieben: In Irland, Schottland und Kanada sind es die Hexen, die einen in der Nacht aufsuchen, in Südostasien vorwiegend die Geister von Verstorbenen. In den USA wird die Schlafparalyse als „shadow people“ (Schattenmenschen) bezeichnet.

Die Verbindung von Schlafparalyse und luziden Träumen

Foto: Eine Leiter ragt in den Himmel und verschwindet in eine Wolke.

Die Schlafparalyse lässt sich durch bestimmte Techniken zum luziden Träumen hervorrufen. Beim luziden Träumen oder einem Klartraum kann die Person einen Traum selbst steuern. Der Zustand einer bewusst herbeigeführten Schlafparalyse kann durch verschiedene Techniken angelernt werden. Das Ziel ist es, bewusst einzuschlafen und direkt in einen Klartraum überzugehen.

Kategorien der Schlafparalyse-Halluzinationen

Eine Langzeitstudie aus dem Jahr 1999 hat sich mit Erfahrungsberichten zur Schlafparalyse beschäftigt. Dabei wurden insbesondere die Schlafparalyse Halluzinationen unter die Lupe genommen und analysiert. Letztendlich lassen sich nach der Untersuchung drei Hauptkategorien von Schlafparalyse-Halluzinationen definieren:

Der Alb

Neben überwiegend akustisch auftretenden Halluzinationen verspüren Betroffene den typischen Druck auf ihrer Brust, was mit dem Gefühl einhergeht, kaum atmen zu können. Forscher betonen, dass dieses Gefühl der subjektiven Wahrnehmung entspricht. Da die Atmung ein Reflex ist, funktioniert sie automatisch. Dass uns die Sauerstoffzufuhr abgeschnitten wird, ist daher nicht real. Zudem ist die Atmung in der REM-Phase abgeflacht. Werden wir in dieser Phase wach, kann sich die Atmung erschwert anfühlen, was wiederum Angst vor dem Ersticken auslösen kann.

Der Eindringling

In diesem Fall treten die Halluzinationen vor allem visuell auf. Betroffene sehen eine Gestalt oder eine furchteinflößende Präsenz, was Panik auslösen kann. Der Eindringling und der Alb treten in den meisten Fällen zusammen in Erscheinung.

Ungewöhnliche körperliche Erfahrungen

Foto: Eine von einem Tuch bedeckte Silhouette liegt schwebend in einem schwarzen Raum. Arme und Beine hängen herab.

Diese Kategorie ist die mit Abstand seltenste Form der Halluzinationen. Betroffene berichten von einer außerkörperlichen Erfahrung. Sie beschreiben, wie sie durch den Raum schweben oder gleiten. Viele sehen ihren eigenen Körper von oben aus der Luft im Bett liegen. In einer Studie aus dem Jahr 2013 mit 133 Patienten, die an Panikstörungen litten, sehen Forscher einen Zusammenhang mit einer Überaktivität gewisser Hirnstränge.

Forscher gehen davon aus, dass die Halluzinationen stark abhängig von Zeit und Kultur des Betroffenen sind. Nicht zuletzt sind die nächtlichen Besucher vom persönlichen Umfeld, Glauben und Erfahrungen Betroffener geprägt. Glaubte man früher an Hexen und Dämonen, so sind es heute Außerirdische und paranormale Gestalten. Die Halluzinationen sind oft so real, dass einige Betroffene regelrecht überzeugt von der Annahme sind, schon einmal von Außerirdischen entführt worden zu sein. Forscher sehen in den Halluzinationen das Produkt unserer dunkelsten Ängste. Ausreichend erforscht ist diese Annahme jedoch nicht.

Ist Schlafparalyse gefährlich?

Foto: Eine unbekleidete Person sitzt im dunklen Zimmer und fasst sich an die Brust.

Viele Menschen fragen sich, ob Schlafparalyse gefährlich ist. Sie befürchten, dass die Atmung während einer Schlafparalyse komplett aussetzt oder das Herz aufhört zu schlagen. Forscher geben diesbezüglich Entwarnung: Atmung und Herzschlag funktionieren automatisch, auch während wir schlafen und träumen. An sich ist die Schlafparalyse ungefährlich, kann auf Dauer jedoch zu einer Beeinträchtigung des Allgemeinwohls führen. Angststörungen und psychische Belastungen können die Folge sein. In diesem Fall ist ein Arztbesuch ratsam.

Schlafparalyse abmildern

Foto: Eine Person liegt mit geschlossenen Augen im Bett. Durchs Fenster strahlt die Sonne herein.

Eine Schlafparalyse kann bereits durch die kleinste Bewegung durchbrochen werden. Während der Lähmung hilft es oftmals, sich darauf zu konzentrieren, die Augen oder den kleinen Finger zu bewegen. Bisher gibt es keine wirksame Therapie gegen die Schlafstarre, sie lässt sich unter Umständen jedoch abmildern. In schwerwiegenden Fällen kann eine Psychotherapie helfen und die Einnahme von Antidepressiva verschrieben werden. Wichtig ist, die möglichen Auslöser so gut es geht zu vermeiden. Daher sollten Sie für einen guten und ausreichend langen Schlaf sorgen und die Einhaltung der Schlafhygiene beachten. Zudem ist es ratsam, möglichst nicht auf dem Rücken zu schlafen. Untersuchungen ergaben, dass eine Schlafparalyse drei- bis viermal häufiger auftritt, wenn man auf dem Rücken liegt.

Das könnte Sie auch interessieren: