logo Bett1 infoportal-titre.svg
facebook instagram pinterest
Infoportal >Ratgeber

Kräuterkunde 1. Teil – 13 wohltuende Kräuter für einen wirksamen Schlummertrunk

Foto: Grüne Kräuter und Pflänzchen liegen verteilt um ein braunes Medizinfläschchen.

Beitrag verpasst?

  1. Hier geht es zum 2. Teil unserer Kräuterkunde zum Thema Aromatherapie
  2. Hier geht es zum 3. Teil unserer Kräuterkunde zum Thema Entspannungsbad

Die Natur hat uns ein festes Einschlafmittel mitgegeben. Zu Beginn eines jeden Lebens steht dieses noch im Mittelpunkt unseres Schlafrhythmus: Der Schlummertrunk. Wird er in der Regel zunächst noch an der Brust der Mutter eingenommen, verlagert er sich nach und nach zum Fläschchen und anschließend zur abendlichen Tasse Tee oder zum Becher heißer Milch mit Honig. Mit dem Erwachsenenalter verlieren wir diese Rituale häufig. Dabei kann uns beim Genuss eines Schlummertrunks nicht nur die Besinnlichkeit des Moments beruhigen. Auch die Wirkstoffe im Schlummertrunk selbst können beruhigend wirken.

Nachfolgend geben wir einen Überblick über 13 schlaffördernde Kräuter und ihre Ingredienzien. Auch einige einfache Rezepte für einen abendlichen Schlummertrunk geben wir Ihnen an die Hand.

1. Schlummertrunk aus Baldrian – Der Klassiker

Foto: Ein Sträuschen Baldrian

Baldrian gehört zu den ältesten und bekanntesten Einschlafhilfen aus dem Reich der Kräuter. Die Wirkstoffe, so genannte Sesquiterpene, befinden sich in der Baldrianwurzel. Die schlaffördernde Wirkung von Baldrian bei leichten bis mittleren Schlafbeschwerden ist wissenschaftlich erwiesen. Allerdings kann das althergebrachte Hausmittel nicht zur akuten Behandlung eingesetzt werden, denn es entfaltet erst nach einer regelmäßigen Einnahme über etwa zwei Wochen eine spürbare Wirkung. Ein Vorteil: Im Gegensatz zu den meisten chemischen Schlafmitteln sind keinerlei Nebenwirkungen von Baldrian bekannt. Neben der Darreichungsform als Tabletten oder Tinktur kann Baldrian auch in Form eines Schlummertrunks eingenommen werden – entweder als warmer Baldriantee oder als fruchtig heiße oder kühle Saftvariante .

Baldrian-Tee: Aufgrund des recht bitteren Eigengeschmacks bieten sich bei Baldrian Teemischungen an. Kombinieren Sie die Blätter einfach mit weiteren wohlschmeckenden Kräutern aus unserer Kräuterkunde.

Baldrian-Saft: Wer es lieber etwas fruchtiger mag, kann sich auch Baldrian-Presssaft besorgen und diesen mit Apfel- oder rotem Traubensaft mischen. Das Ganze kann im Winter natürlich auch warm serviert werden.

Tipp
Ob Tee oder Presssaft, die beste Zeit für Ihren Baldrian-Schlummertrunk ist etwa eine halbe Stunde vor dem Schlafengehen. Die volle Wirkung des Baldrians braucht zudem einige Wochen, um sich zu entfalten. Eine regelmäßige Einnahme dieses Schlummertrunks erhöht die Wirkung der Substanz und verhilft Ihnen zusätzlich zu einem regelmäßigen Schlafritual.

2. Schlummertrunk mit Hopfen – Der Geschichtsträchtige

Foto: Ein Zweig mit Hopfendolden

Die Historie der Hopfenernte zeigt, wie geeignet das Kraut für einen Schlummertrunk ist: Unter Hopfenpflückern kursierte vor der Umstellung auf Maschinen die sogenannte „Hopfenkrankheit”. Von der Handernte wurde jeder schnell müde. Die Ursache: die weiblichen Blütenstände der Hopfenpflanze. In ihrem Blütenstaub befinden sich die schlaffördernden Bitterstoffe Humulon und Lupulon, die beim Pflücken aufgewirbelt werden und durch Nase und Lunge die Pflücker müde machten.

Hopfen-Teemischung: Eine beliebte und wirksame Mischung ist ein Tee aus je einem Teelöffel Baldrian, Hopfen und Melisse.

3. Schlummertrunk aus Estragon – Der Würzige

Foto: Ein Zweig Estragon

Das würzige Kraut mit dem zarten Anisaroma wird gern zum Würzen von Gurken, Reis, Fisch oder Geflügel verwendet. Auch Senf und Essig verleiht die Pflanze eine besondere Note. Die beruhigende Wirkung kommt von den ätherischen Ölen, deren Konzentration in der Pflanze kurz vor der Blüte am höchsten ist.

Estragon-Schlummertrunk: Übergießen Sie fünf Gramm getrocknete Estragon-Blätter mit etwa 80 °C heißem Wasser. Lassen Sie den Tee nach Geschmack ziehen.

4. Schlummertrunk mit Linde – Die Kulturelle

Foto Ein Zweig mit Lindenblüten

Bereits bei den Germanen galt der Lindenbaum als heilig. Früher bildete die Dorflinde häufig das Dorfzentrum. An der Linde wurde sich nicht nur zum Markt oder geselligen Zusammensein getroffen, hier tagte auch das Dorfgericht. Bis heute ist der Baum in unserer Kultur fest verankert – nicht nur durch Traditionen wie den Maibaum, sondern auch namensgebend für zahlreiche Straßen und sogar Fernsehserien. Die getrockneten Blüten der Linde eignen sich zudem hervorragend zur Beruhigung der Nerven bei Stress und Schlafstörungen.

Lindenblütentee: Überbrühen Sie einen Teelöffel getrockneter Lindenblüten mit heißem Wasser. Trinken Sie den Lindenblütentee ein Weilchen vor dem Schlafengehen.

Tipp
Bei starken Schlafstörungen dürfen Sie bis zu vier Tassen am Tag trinken.

5. Schlummertrunk mit Majoran – Der Greifbare

Foto: Ein Zweig Majoran

Bei einem Spaziergang über eine Wiese mit wildem Majoran, schlägt uns der Geruch bereits aus einiger Entfernung entgegen. Das liegt an dem hohen Anteil ätherischer Öle. In der traditionellen Küche wird Majoran zum Würzen von Kartoffelgerichten, Soßen, Suppen und Fleisch verwendet. Neben seiner schmackhaften Eigenschaft wirkt das Kraut auch beruhigend und kann gegen Angst, Schlaflosigkeit und Stress eingesetzt werden. Der größte Vorteil liegt darin, dass in fast jedem Gewürzschrank schnell auf die kleine Einschlafhilfe zugegriffen werden kann.

Majoran-Schlummertrunk: Übergießen Sie einen Teelöffel getrocknete und zerriebene Majoran-Blätter mit heißem Wasser. Lassen Sie den Tee kurz ziehen und genießen Sie ihn möglichst heiß.

Tipp
Trinken Sie nicht mehr als drei Tassen pro Tag, zu viel Majoran kann Kopfschmerzen verursachen.

6. Schlummertrunk mit Safran- Der Kostbare

Foto: ein Häufchen Safran

Das kostbare Gewürz Safran wird aus den Narben von Safranblüten gewonnen. An jeder Blüte befinden sich nur drei Narben, was die Ernte kompliziert und wenig ergiebig gestaltet. Auch erklärt sich so, warum Safran zu den teureren Gewürzen zählt. In seinen Aromastoffen trägt Safran natürliche Beruhigungsmittel, die Nervosität und Angst reduzieren.

Safran-Schlummertrunk: Übergießen Sie ein 0,5 gr Safran mit 200 ml heißem Wasser.  Lassen Sie den Tee etwa fünf Minuten ziehen trinken Sie ihn über den ganzen Tag verteilt.

Tipp
Nehmen Sie nicht mehr als drei Portionen dieses Tees zu sich zu nehmen. Sonst schlägt die beruhigende Wirkung in eine belebende Wirkung um.

7. Schlummertrunk aus Melisse – Das Honigbienchen

Foto: Einige Zweige Zitronenmelisse

Der Begriff Melisse stammt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie „Honigbiene“. Aufgrund ihres intensiven Zitrusaromas, welches ihr auch den Beinamen Zitronenmelisse verleiht, wird die Melisse meist von unzähligen Bienen umschwärmt. Bienen produzieren daraus schmackhaften Melissenblütenhonig. In der Küche finden statt der Blütenpollen eher die Blätter der Melisse Verwendung. Die schmackhafte Pflanze kann Salate, Soßen oder Fisch aromatisieren. Die beruhigenden Bestandteile von Melisse sind ebenfalls in ihren Blättern zu finden. Melisse wirkt als Tee am besten im Verbund mit anderen Kräutern.

Melissen-Teemischung:  Mischen Sie Hopfen, Baldrian und Passionsblume oder Lavendel zu gleichen Teilen. Übergießen Sie die Kräutermischung mit heißem Wasser und genießen Sie den Tee warm.

Tipp
Die Wirkung der Kräuter ähnelt sich. Durch die unterschiedlichen Angriffspunkte im Körper potenzieren sich die unterschiedlichen Wirkstoffe jedoch zu einer wohltuenden und wohlschmeckenden Mixtur.

8. Schlummertrunk aus Lavendel – Der Provenzialische

Foto: Einige Zweige Lavendel

Manchmal genügt schon ein Säckchen Lavendel unter dem Kopfkissen, um ruhig zu schlafen. Das ätherische Öl der Pflanze enthält mehrere wirksame Substanzen, zum Beispiel Rosmarinsäure. Die beruhigende Wirkung des Lavendels ist wissenschaftlich belegt. Lavendel wird als Teebestandteil oder in der Aromatherapie eingesetzt. Er wirkt am besten in Kombination mit Baldrian. Neben der Zubereitung als Tee kann Lavendel auch als Kaffee beim Einschlafen hilfreich sein. Das Koffein wirkt in den ersten 20 Minuten nach Genuss noch nicht aufputschend, sondern durchblutet auch die Schlafzentren im Gehirn, was zunächst eine sedierende Wirkung hat.

Pink-Latte: Füllen Sie ein Glas zu zwei Dritteln mit Eiswürfeln. Lassen Sie ein bis zwei Esslöffel Lavendel-Sirup darüber laufen. Gießen Sie Milch hinzu, bis das Glas etwa zur Hälfte gefüllt ist. Kippen Sie abschließend einen kalten Espresso über das Ganze.

9. Schlummertrunk mit Passionsblume – Die Extravagante

Foto Eine Passionsblüte

Die Blütenstände der Maracuja sind nicht nur extravagant schön, sondern ein Allheilmittel gegen zahlreiche Beschwerden. Vor allem bei Depressionen und Schlafstörungen zeigen die Blüten eine positive Wirkung. Sie enthalten Flavonoide, Cumarine und Maltol, die eine beruhigende Wirkung haben. Die Wirkstoffe kommen am besten mit der getrockneten Pflanze zur Wirkung. Zusätzlich kann die Wirkung in Kombination mit dem Allrounder Baldrian optimiert werden. Neben der Variante des Tees, der gemischt mit anderen Kräutern oder pur getrunken wird, können Sie die Passionsblume auch in Alkohol gelöst zu sich nehmen.

Schlummertropfen aus Passionsblume: Geben Sie Blätter und Blüten der Passionsblume in ein verschließbares Gefäß. Übergießen Sie die Pflanzenteile mit Alkohol, sodass alles bedeckt ist. Lassen Sie den Sud eine Woche ziehen.

Tipp
Die fertigen Tropfen können abends in Kakao, Tee oder auch einfach pur eingenommen werden. Etwa 25 Tropfen lassen Sie selig entschlummern.

10. Schlummertrunk aus Johanniskraut – Der Stimmungsaufheller

Foto: Ein Sträußchen Johanniskraut

Johanniskraut ist besonders bekannt als natürliches Heilmittel bei leichten Depressionen. Doch auch gegen Schlafprobleme helfen die goldgelben Blüten und Blätter der Pflanze. Die nervenberuhigende Wirkung entfaltet sich vor allem bei regelmäßigem Genuss. Dieser Schlummertrunk ist also möglichst als abendliches Ritual zu genießen, damit sich die Wirkstoffe anreichern und nach etwa 3 Wochen ihre ganze Kraft entfalten können.

Johanniskraut-Tee: Übergießen Sie zwei Teelöffel Johanniskraut mit 250 Milliliter kochendem Wasser und lassen Sie das etwa zehn Minuten ziehen.

Tipp
Beachten Sie, dass die Verwendung von Johanniskrautpräpäraten die Wirksamkeit hormoneller Verhütungsmittel einschränken kann. Klären Sie genaueres bitte mit Ihrem Arzt ab.

11. Schlummertrunk aus Orangen – Die Fruchtigen

Foto: Zwei Oragenschnitze. Davor zwei Orangenblüten

Orangenblüten und Orangenblätter sind voller ätherischer Öle. Ihre Früchte liefern auf schmackhafte Weise Vitamine und Frische. Auch der restliche Teil der Pflanze steht den Blüten den individuellen Nutzen betreffend keineswegs nach. Zu feinem Mehl gemahlen, werden Pflanze und Blüte in der Weihnachtszeit zum Würzen verwendet. Auch ein Tee aus den Blättern entfaltet eine beruhigende schlaffördernde Wirkung.

Orangenblätter-Tee: Überbrühen Sie zwei Gramm Orangenblätter mit einer Tasse Wasser. Lassen Sie den Tee etwas ziehen und süßen Sie ihn nach Bedarf mit etwas Honig.

Tipp
Den heißen Tee etwa eine halbe Stunde vor dem Schlafengehen genießen.

12. Schlummertrunk aus Kamille – Die Traditionelle

Foto: Ein Sträußchen Kamille

Kamillentee ist ein fester Bestandteil jeder guten Kräuterapotheke. Neben den bekannten Einsatzgebieten als Entzündungshemmer, zur Krampflösung, gegen Blähungen und als Magenmittel wirkt Kamille darüber hinaus beruhigend. Die Wirkstoffe sitzen dabei in der Blüte selbst. Für einen Kamillentee sollten also vorzugsweise die Blütenköpfe mit sprudelnd kochendem Wasser übergossen werden.

Tipp
Achten Sie beim Sammeln auf „Echte Kamille“ – diese verströmt beim Zerreiben den typischen Kamillegeruch. Sammeln Sie bitte keine Kamille von Äckern, da auf diesen oft Pestizide zum Einsatz kommen.

13. Schlummertrunk mit Fenchel – Der Allrounder

Foto: Eine halbierte Fenchelknolle

Kaum eine andere Pflanze verfügt über so ein breites Wirkungsspektrum wie Fenchel. Die Knollen sind beliebt zum Würzen in der Küche oder als Beilage. Die dokumentierte Verwendung der geruchsintensiven Pflanze geht bis auf Hippokrates zurück. Denn Fenchel fördert laut Historie den Milchfluss nach der Geburt und wird bei Augenleiden, Magenkrämpfen und Schlangenbissen empfohlen. In der heutigen Medizin wird Fenchel vor allem gegen nächtliches Husten und als Beruhigungsmittel angewandt.

Fenchel-Tee: Überbrühen Sie einen Teelöffel zuvor zerdrückte Fenchelfrüchte mit 250ml kochendem Wasser. Lassen Sie die Früchte zehn Minuten darin ziehen. Abschließend gießen Sie den Tee noch durch ein Sieb, um die Fenchelstücke zu entfernen. Das natürlich süße Aroma benötigt keinerlei Nachsüßen.

Tipp
Sie können Fenchel, Anis und Kümmel auch zu gleichen Teilen mischen und dieses Gemisch dann nach dem obigen Rezept zubereiten. Die Wirkstoffe der Pflanzen harmonieren ebenso wie der Geschmack.

Das könnte Sie auch interessieren: