Wer abends in sein Bett geht, klopft das Kissen zurecht, kriecht gemütlich unter die Bettdecke und löscht das Licht. Selten wird einem dabei der Gedanke kommen, wie weit der Weg der Menschheit zu einer solch komfortablen und sicheren Nachtruhe war. Vor der Sesshaftigkeit der Menschen gehörte der Schlaf zum Überlebenskampf, war unsicher und gefährlich. Im Laufe der Evolution und Modernisierung des Menschen wurden rund um die Schlafstätte zahlreiche Verbesserungen erfunden. Am Anfang dieser Entwicklungen stand die Sicherheit des Schlafes. Bis heute forscht der Mensch unermüdlich an der Verbesserung des Schlafkomforts.
Im Schutz der Dunkelheit – Schlaf als Risiko
Schlaf bedeutet Erholung. Doch für viele Lebewesen stellt Schlaf ein hohes Sicherheitsrisiko dar. Im Tierreich existieren unzählige Strategien, um während der Regenerationsphase sicher zu sein. Vom Schlafen in Herden mit aufgestelltem Wachposten über Schlafplätze auf Bäumen bis hin zum Schlafen im schützenden Bau ist alles dabei.
Der Mensch scheint zwar der Natur entwachsen zu sein, doch sein instinktives Sicherheitsbedürfnis gleicht nach wie vor dem eines Tieres. Der Bau einer robusten Wohn- und Schlafstätte ist ein untrügliches Zeichen. Sie bietet nicht nur Schutz vor der Witterung, sondern auch vor Eindringlingen. Wer keine Behausung hat, ist Witterung und Feinden ausgeliefert. In dieser Situation bedient sich der Mensch alternativer Schutzmaßnahmen, die ebenso im Tierreich zu finden sind. Er stellt Wachposten auf, wie etwa beim Militär, oder schläft im Schutz der Gruppe, wie es bei Straßenkindern oder einigen Naturvölkern oft der Fall ist.
Selbst Menschen in Wohnhäusern mit modernster Sicherheitstechnik bleiben instinktiv aufmerksam. Denn nicht erst der Fremde im Garten bringt uns aus der Ruhe: Sobald wir mit dem Rücken zur Tür schlafen, ist es mit dem Gefühl von Sicherheit vorbei. Haben wir den Zugang zu unserem Schlafbereich nicht im Visier, verunsichert uns das emotional trotz des besten Sicherheitssystems.
Es handelt sich um Echos der menschlichen Evolution. Sie sorgen dafür, dass unsere Instinkte wach bleiben. Dadurch reagieren wir nicht erst bei akuter Gefahr, sondern sind vorsorglich wachsam. Dank unserer Erfahrungen wissen wir, wann wir mit Angreifern rechnen müssen.
Wärme und Schutz im Schlaf – die Vorteile eines Lagerfeuers
Bei offenem Feuer unter dem Sternenhimmel zu schlafen, ist für einige Naturvölker ein Segen und zugleich eine Gefahr. Die lodernden Flammen versetzen lauernde Raubtiere in Angst. Der Rauch wehrt Moskitos und Parasiten ab.
Doch es bedarf intakter sozialer Strukturen, damit jede Nacht eine Feuerwache an der Schlafstätte abgestellt werden kann. Diese legte regelmäßig Holz nach und passte auf, dass niemand im Schlaf ins Feuer rollte. Das Risiko von Verbrennungen und Kohlenstoffmonoxid-Vergiftungen war trotz Feuerwache allgegenwärtig. Feuer wirkt sich zudem wegen seiner Lichtintensität negativ auf den Nachtschlaf aus.
In den meisten Kulturen fand der Mensch auch hier Wege aus der Abhängigkeit von der Gruppe. Statt einer nächtlichen Feuerwache, die ebenfalls einschlafen konnte, wurde das Feuer selbst gezähmt: Die Entwicklung geschlossener Öfen minimierte das Risiko plötzlicher Brände und Rauchvergiftungen. Moderne Heizungsanlagen und elektrisches Licht stillen heutzutage das evolutionär bedingte Sicherheitsbedürfnis. Sie bieten einfachen und sicheren Zugang zu Nachtlicht und Wärme an der Schlafstätte.
Oben liegt es sich besser – der Ursprung des Bettes
Selbst in den eigenen vier Wänden – ob Zelt oder Wohnhaus – ein Gesundheitsrisiko blieb zunächst bestehen: die Gefahr der Übertragung von Krankheiten. Insekten oder Nagetiere stellten einst eine große Gefahr dar, uns im Schlaf mit diversen Krankheiten zu infizieren oder eine Infektion zu begünstigen. Um den Parasiten den Zugang zu erschweren, entschied sich der Mensch in vielen Regionen der Welt dazu, die Nacht nicht mehr auf dem Boden zu verbringen. Stattdessen entwickelte sich die Schlafstätte zu einem erhöhten Bereich im Raum. Das Bett wurde erfunden und dient bis heute dazu, Parasiten den Zugang zu einem neuen Wirt zu erschweren. Der Adel sicherte sich mit einem Betthimmel zusätzlich vor herabfallenden Schädlingen. Das Himmelbett, heute romantisch aufgeladen, entsprang hygienischen Notwendigkeiten. In warmen Klimazonen wird noch heute zusätzlich ein schützendes Moskitonetz aufgespannt. In der Moderne fand der Mensch weitere Wege gegen Parasiten, wie etwa durch Hygiene oder einen Kammerjäger.
Die universellen Schlafpositionen – eine Frage der Gesundheit
Die weltweit am häufigsten auftretenden Schlafpositionen sind Bauch-, Rücken- und Seitenlage. Zusätzlich wird zwischen Mischformen unterschieden, die sich unter den drei benannten Körperpositionen einordnen lassen. Die sogenannte Embryonalstellung ist beispielsweise eine besondere Art der Seitenlage.
Es lässt sich erahnen, dass die Schlafpositionen aufgrund unserer physischen Konstitution auf der ganzen Welt ähnlich und nur geringfügig kulturellen Einflüssen ausgesetzt sind. Doch selbst das Schlafen im Liegen stand im Laufe der Menschheitsgeschichte eine Zeitlang in Frage.
Schlafen im Sitzen – das unbequeme Mittelalter
Im Mittelalter nächtigte ein großer Teil der Bevölkerung auf Stroh oder Tierfellen. Wer sich ein Bett leisten konnte, hatte unter Umständen dennoch nicht viel Komfort. Viele Betten waren kürzer als heute. Dies war nicht nur dem Platzmangel oder der geringeren Körpergröße geschuldet, sondern auch den damals stark verbreiteten Lungenkrankheiten. In der sitzenden Position liegt weniger Druck auf den Atemwegen als im Liegen. Lungenkranke starben gehäuft in liegender Position, was eine gewisse Angst vor dem Liegen und einen Hang zum Schlafen im Sitzen förderte.
Grund für die beanspruchten Lungen waren die Lebensumstände. Kochen und verschiedene handwerkliche Arbeiten wurden direkt am offenen Feuer verrichtet. Das Feuer als elementarer Bestandteil mittelalterlicher Kulturen führte zu einer hohen gesundheitlichen Belastung durch allgegenwärtigen Rauch. Wegen mangelhaft isolierter Wohnstätten begleitete den mittelalterlichen Alltag zudem Kälte und Zugluft.
Das Handwerk passte die Bettkonstruktionen den Gegebenheiten an. Es entstanden sogenannte Sitzbetten für die ärmere Bevölkerung. Diese verkürzte Schlafstätte kam auch den beengten Wohnverhältnissen zugute und sparte den Tischler einiges an Material. Durchgesetzt hat sich diese unbequeme Schlafposition jedoch nicht.
Der Theologe Jakob Lorber beobachtete diese Entwicklung kritisch, denn die durchschnittliche Lebenserwartung sank erneut auf ein drastisches Maß. Medizinisches Fachwissen entzog sich seiner Kenntnis, doch mit seiner vermeintlichen Bibelkenntnis versuchte er die Notwendigkeit des Schlafens im Sitzen darzulegen:
„Abraham, Isaak und Jakob schliefen nur in gewissen Ruhe- und Lehnstühlen, was zu ihrem sehr hohen Alter beitrug. Als die späteren Menschen nicht mehr darauf achteten, verringerte sich ihre Lebenszeit um mehr als die Hälfte.“
– Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 5.196.7
Erhobenen Hauptes schlafen – die Erfindung des Kissens
Die Ägypter leisteten Pionierarbeit auf dem Gebiet der Schlaftechnologie. Nicht nur das erste Bettlaken, auch die Erfindung des Kopfkissens wird ihnen zugeschrieben. Diese Kopfstützen dienten zunächst nicht der optimalen Ergonomie, sondern dazu, das Eindringen von Parasiten in Mund, Nase und Ohren während des Schlafs zu verhindern.
Einige afrikanische Völker entwickelten eine andere hilfreiche Schlafposition. Bei dieser speziellen Schlafhaltung platzieren sie, in Seitenlage auf den Ellenbogen gestützt, den Kopf zum Schlafen auf der eigenen Schulter. Der Vorteil dieser Methode liegt darin, dass der Schläfer beim Absinken des Kopfes reflexartig geweckt wird. So können die Menschen auf mögliche Gefahren, die ursächlich für die Schlafunterbrechung waren, schneller reagieren und nach Bedarf umgehend von der Schlafstätte flüchten.
Bis heute hat sich das Kopfkissen deutlich weiterentwickelt. Für spezielle Bedürfnisse gibt es mittlerweile unterschiedliche Kissenmodelle.
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