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Restless-Legs-Syndrom – wenn unruhige Beine den Schlaf stören

Symbolfoto für Restless-Legs-Syndrom: Fokus auf Wanderschuhe, die eine im Bett liegende Person trägt.

Wer vom Restless-Legs-Syndrom betroffen ist, bekommt immer dann unruhige Beine, wenn der Körper eigentlich zur Ruhe kommen soll. Die deutsche Bezeichnung unruhige Beine klingt zunächst harmlos, doch das RLS-Syndrom ist eine ernstzunehmende Erkrankung. Schätzungsweise fünf bis zehn Prozent der deutschen Bevölkerung sind vom Restless-Legs-Syndrom betroffen, Frauen häufiger als Männer. Rund ein bis zwei Prozent lassen sich wegen des Restless-Legs-Syndroms behandeln. Bei ihnen ist die Bewegungsstörung derart ausgeprägt, dass sie kaum zur Ruhe kommen. Die meisten Menschen mit RLS sind deshalb von teils starken Ein- und Durchschlafproblemen betroffen.

RLS-Symptome

Wie äußert sich das Restless-Legs-Syndrom?

Foto: Eine Hand greift an eine Wade in der sich das Restless-Legs-Syndrom als Kribbeln, Ziehen, Spannen, Druck- oder Wärmegefühl äußern kann.

Obwohl der Name das suggeriert, muss das Restless-Legs-Syndrom nicht nur in den Beinen auftreten. Häufig sind zusätzlich oder stattdessen die Füße betroffen, seltener auch Arme, Hände oder Rücken. Typisch für das Restless-Legs-Syndrom sind Missempfindungen in den genannten Körperregionen, vereinzelt strahlen sie bis in die Oberschenkel beziehungsweise Schultern aus. Diese Missempfindungen, in der Medizin Parästhesien genannt, äußern sich von Patient zu Patient unterschiedlich: etwa als Kribbeln, Ziehen, Spannen, Druck- oder Wärmegefühl. Besserung tritt erst ein, wenn die entsprechenden Körperstellen bewegt werden. Zu unterscheiden ist das Burning-Feet-Syndrom, das sich durch brennende Füße nachts äußert und bei dem Bewegung meist keine Linderung verschafft.

Bewegungsdrang und seine Folgen

Foto: Eine Frau liegt im Bett und verdeckt ihre Augen mit ihrem Arm; 95 % aller RLS-Erkrankten leiden unter Schlafproblemen.

Vor allem in Momenten körperlicher Ruhe, das betrifft neben dem Schlafen häufig auch das Sitzen, treten die Beschwerden auf. Gegen Abend werden das Restless-Legs-Syndrom und der daraus resultierende Bewegungsdrang meist stärker. Das hat zur Folge, dass rund 95 % aller RLS-Erkrankten unter Schlafproblemen leiden. Je nach Ausprägung kann das Restless-Legs-Syndrom zudem den Tag massiv beinträchtigen. Konzentriertes Arbeiten am Schreibtisch und längere Autofahrten sind in schweren Fällen nicht möglich. Chronische Schlafprobleme und die Einschränkungen am Tage provozieren etliche Folgebeschwerden: Antriebslosigkeit, ständige Erschöpfung, Konzentrationsschwierigkeiten, Gereiztheit und Depression – um nur einige zu nennen.

Restless-Legs-Syndrom – Ursachen nicht geklärt

Es ist noch immer nicht vollkommen klar, was das Restless-Legs-Syndrom auslöst. Weil das Verabreichen von L-Dopa oder Dopaminagonisten – das sind Stoffe, die an den Dopaminrezeptoren andocken – die RLS-Beschwerden lindern, nimmt man an, dass ein gestörter Dopaminhaushalt dahinterstecken könnte. Bekräftigt wird diese Annahme durch die Tatsache, dass das Restless-Legs-Syndrom eine häufige Begleiterscheinung beim Entzug von Opiaten ist. Opiate führen bei regelmäßigem Konsum zu einer Gewöhnung der Dopaminrezeptoren und bei einer körperlichen Abhängigkeit somit zu einem gestörtem Dopaminhaushalt.

Was ist L-Dopa?

Illustration: links: Die Molekülstruktur von Dopamin; rechts: die Molekülstruktur von Levodopa, dem Medikament gegen Restless-Legs-Syndrom.
Das Hormon Dopamin kann selbst nicht als Medikament verabreicht werden, weil es die die Blut-Hirn-Schranke im menschlichen Körper nicht überwindet. Das Restless-Legs-Syndrom aber auch Parkinson werden deshalb mit L-Dopa behandelt. Bei diesem auch als Levodopa bekannten Medikament handelt es sich um eine Vorstufe des Hormons Dopamin, welches wie das körpereigene Dopamin an den Dopaminrezeptoren andockt.

Eine 2014 veröffentlichte Studie, bestehend aus 15 Personen mit Restless-Legs-Syndrom und einer Kontrollgruppe aus 14 RLS-freien Probanden, geht dagegen in eine gänzlich andere Richtung: Als die Sauerstoffsättigung in den Beinen der Teilnehmer gemessen wurde, konnte ein signifikant niedrigerer Sauerstoffgehalt bei der Gruppe mit Restless-Legs-Syndrom festgestellt werden. Nach der Verabreichung von L-Dopa stieg der Sauerstoffgehalt an. Die Vermutung war jedoch, dass ein Nebeneffekt von L-Dopa dafür verantwortlich ist. L-Dopa wirkt nicht nur an den Dopaminrezeptoren, sondern erweitert auch die Blutgefäße und könnte somit den Sauerstofftransport in die Beine erleichtert haben.

RLS-Auslöser

Primäres Restless-Legs-Syndrom – ohne Auslöser

Foto: Die Beine eines Erwachsenen und eines Babys symbolisieren die Vererbbarkeit von primäres RLS.

Beim idiopathischen Restless-Legs-Syndrom, auch primäres RLS genannt, gibt es keinen erkennbaren Auslöser. Sehr häufig aber finden sich vermehrt RLS-Fälle in der Familiengeschichte. Diese Form des Restless-Legs-Syndroms kann über Generationen hinweg weitervererbt werden. Primäres RLS beginnt in der Regel vor dem 30. Lebensjahr, selten auch schon im Kindes- und Jungendalter. In jungen Jahren wird das Restless-Legs-Syndrom allerdings nicht immer erkannt oder als Hyperaktivitätssyndrom beziehungsweise Wachstumsschmerzen fehldiagnostiziert. Das Restless-Legs-Syndrom bleibt auch bei Erwachsenen oft unerkannt, wenn die Symptome zu Beginn des Krankheitsverlaufes eher schwach ausgeprägt sind. Primäres RLS ist nicht heilbar, kann jedoch umfassend behandelt werden, um die Beschwerden so gering wie möglich zu halten.

Sekundäres Restless-Legs-Syndrom – Begleit- oder Folgeerscheinung

Foto: Eine schwangere Person sitzt auf einem Bett und massiert ihren angewinkelten Unterschenkel.

Das symptomatische Restless-Legs-Syndrom wird durch eine andere Grunderkrankung, durch Medikamente oder auch durch eine Schwangerschaft ausgelöst. Die häufigsten Auslöser des sekundären RLS sind:

Ist die Ursache bekannt und kann diese therapiert werden, stehen die Heilungschancen bei sekundärem RLS gut. Mitunter so gut, dass eine vollständige Heilung möglich ist.

Medikamente als Auslöser oder Verstärker von RLS

Bestimmte Medikamente und Substanzen stehen im Verdacht, sekundäres RLS auszulösen sowie primäres RLS zu verstärken. Dazu zählen:

Restless-Legs-Syndrom – Therapie

Foto: Eine joggende Person auf einer leeren Straße.

Ein gesunder Lebensstil mit ausreichender körperlicher Bewegung, eine gesunde und eisenreiche Ernährung sowie das Einhalten einer Schlafhygiene können die RLS-Beschwerden bereits lindern. In den meisten erfassten Fällen führt aber kein Weg an einer zusätzlichen medikamentösen Behandlung vorbei. Diese muss individuell an die Symptome angepasst werden, am häufigsten richtet sich die Therapie jedoch an die Bekämpfung von Schlafproblemen. Da jeder Patient anders reagiert, werden hierzu verschiedenste Medikamente eingesetzt. In einigen Fällen verliert das Medikament mit der Zeit an Wirkung oder verstärkt die Beschwerden sogar – dann muss auf ein anderes Medikament oder eine Kombinationstherapie mit weiteren Medikamenten umgeschwenkt werden. Die medikamentöse Behandlung von Schwangeren mit Restless-Legs-Syndrom gestaltet sich als besonders schwierig.

Restless-Legs-Syndrom – Medikamente

Symbolfoto der Medikation gegen Restless-Legs-Syndrom: verschiedene Tabletten und Kapseln liegen verteilt herum.

L-Dopa / Levodopa und Dopaminagonisten

Der Anfang einer medikamentösen RLS-Therapie beginnt meist mit dem Verabreichen von L-Dopa. Bleibt die erwünschte Wirkung aus oder schwindet diese mit Dauer der Therapie, können in Kombination oder als Ersatz verschiedenste Dopaminagonisten eingesetzt werden.

Augmentation und Aggravation
Der Begriff Augmentation beschreibt in der Medizin unter anderem die Kombination mehrerer Medikamente zur Steigerung der Wirksamkeit. Häufig wird der Begriff im Zusammenhang mit dem Restless-Legs-Syndrom eingesetzt, wenn sich die Beschwerden durch die Medikation, zum Beispiel mit L-Dopa, verstärken und nicht gelindert werden. Genau genommen handelt es sich dabei jedoch eher um eine medikamentös bedingte Aggravation – eine Verschlechterung des Zustandes über die Zeit. Das Problem der Aggravation tritt häufig bei Behandlung mit L-Dopa oder Dopaminagonisten über einen längeren Zeitraum auf.

Antikonvulsiva

Diverse Antikonvulsiva – Medikamente, die eigentlich bei Epilepsie eingesetzt werden – haben sich bei der Behandlung von RLS ebenfalls als wirksam erwiesen. Bei manchen Patienten verursachen sie allerdings zu starke Nebenwirkungen.

Magnesium

Die Wirksamkeit von Magnesiumpräparaten ist umstritten: Manche Patienten berichten von einer positiven Wirkung, eine Placebo-kontrollierte Studie konnte jedoch keine Wirksamkeit nachweisen.

Eisen

Weil die Eisenwerte vor allem schwer erkrankter RLS-Patienten messbar niedriger als gewöhnlich sind, wird vereinzelt auch Eisen als Medikament gegen das Restless-Legs-Syndrom eingesetzt. Eine 2012 veröffentlichte Meta-Analyse verschiedener Studien zeigte allerdings, dass sich dadurch keine nachweisbare Verbesserung der Symptomatik einstellt.

THC

Auch wenn dazu noch keine Studien vorliegen, wurde eine positive Wirkung von Tetrahydrocannabinol (THC) auf RLS-Patienten beobachtet: Die Verabreichung von Dronabinol führte in Einzelfällen zu einer deutlichen Verbesserung der RLS-Symptomatik.

Opioide

In besonders schweren Fällen bleibt nur noch der Einsatz von Opioiden, wie Tilidin, Oxycodon, Codein und in Einzelfällen sogar Methadon. Aufgrund der Toleranzentwicklung und des hohen Abhängigkeitspotentials sind Opioide allerdings das letzte Mittel der Wahl.

RLS-Übungen können helfen, ersetzen aber keine ärztliche Behandlung

Wer vom Restless-Legs-Syndrom betroffen ist, muss die Therapie nicht nur auf Medikamente stützen. Der bereits erwähnte gesunde und aktive Lebensstil samt Schlafhygiene kann durch etliche weitere RLS-Übungen ergänzt werden. Dazu zählen etwa der vollkommene Verzicht auf Nikotin, Koffein, Alkohol und Drogen, aber auch Wechselduschen, Fußbäder, warme oder kalte Wadenwickel, und das Massieren der betroffenen Stellen.

Foto: Eine Person im weißen Kittel winkelt mit beiden Händen das entkleidete Bein einer liegenden Person an

Selbst wenn bestimmte RLS-Übungen schon ausreichend Linderung verschaffen, die Krankheit also leichter ausgeprägt ist, sollte das niemals den Gang zum Arzt ersetzen. Denn der Krankheitsverlauf des Restless-Legs-Syndroms ist fast immer chronisch-progredient. Das heißt, die Beschwerden können anfangs schwach ausgeprägt sein und teilweise sogar über längere Zeit ganz verschwinden. In der Gesamtheit betrachtet wird das Restless-Legs-Syndrom mit chronisch-progredientem Verlauf aber zunehmend schlimmer. Je früher die Krankheit erkannt wird, umso leichter fällt die Behandlung und umso früher kann gegengesteuert werden. Betroffene finden in Deutschland zahlreiche Selbsthilfegruppen, die beim Umgang mit dem Restless-Legs-Syndrom helfen können.

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